2009. Was gelernt.

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Das neue Jahr beginnt, weil das alte Jahr vorbei ist. Und wäre 2009 ein Film, dann hätte jeder schon den Trailer gesehen und würde mit den denkbar schlechtesten Erwartungen (nicht) ins Kino gehen und sehen: einen C-Movie Horrorstreifen, dem in letzter Minute das Buget radikal gekürzt wurde, gedreht von einem mitleidslosen Regisseur, dessen größten Erfolge fast auf den Tag genau 80 Jahre zurückliegen, ein dilettantisches Machwerk besetzt mit einem gesichtslosen Bösewicht namens Angst, dessen Hoffnungsträger zynischerweise von einem unmöglichen Helden gegeben wird, der, soviel ist klar, als Held nur scheitern kann, wenn er eine Welt retten will, deren größtes Problem die Pendlerpauschale ist.

Ein Streifen wie gemacht für alle Fatalisten, die gern mit diebischer Freund den untersten Stein aus dem Jengaturm ziehen und dabei genau den Ausdruck im Gesicht der Mitspieler im Blick haben. Die nächsten 365 Tage sitzt jeder gebannt im Kinosaal und wartet mit einer seltsamen Unruhe darauf, ob es wirklich so schlimm kommen wird, wie man spekuliert. Ein Gefühl, welches man auch aus Adam-Sandler-Filmen kennt. Nur, dass in diesem Fall Josef Ackermann die Witze unterhalb der Gürtellinie macht und über den Credits beim Abspann Musik von dem Mann mit der Mundharmonika läuft.

Aber im Prinzip wird es 2009 spannend. Zu sehen, wer was aus den letzten zwölf Monaten gelernt hat. Zum Beispiel, ob computeranimierte Klingeltontiere in die Charts gehören. Ob es selbstverständlich bleiben kann, dass immer alles da ist, beispielsweise Wasser aus der Leitung, Kredite ohne Zinsen oder nicht erneuerbare Rohstoffe. Ob kurzfristiges Denken und Handeln in Quartalen dieser Zeit noch angemessen ist. Ob Filme mit sprechenden Hunden bzw. Chihuahuas nicht vielleicht doch der Untergang der abendländischen Kultur sind. Welchen Sinn es macht, den Dezember zum Monat der Jahresrückblicke zu degradieren. Ob Alben, die 13 Jahre nicht veröffentlicht wurden, nicht ohne Grund bisher nicht erschienen sind. Ob Umweltschutz tatsächlich Arbeitsplätze vernichtet, ob Ökonomie zwangsweise das Gegenteil von Ökologie darstellen muss. Ob Ponyfrisuren wirklich immer noch der letzte chic sind.

Ob Howard Carpendale politische Lieder singen sollte. Ob man die Sachbuchtaschenbuchbestsellerlisten nicht einfach abschaffen sollte. Ob sieben Milliarden Menschen nicht genügen. Ob deutsche Filme wie Hollywood aussehen müssen. Oder wie Fernsehfilme. Ob sich der Markt von allein reguliert. Ob Harald Schmidt zu alter Klasse zurückfindet, wobei die Frage ist, wie man Klasse definiert und was alt bedeutet. Ob fiktionale Serien, die keine Krimis sind oder Krankenhausserien, wirklich den Zuschauer überfordern. Ob von allen importierten Ausdrücken Coffee-to-go der unangenehmste ist. Ob ein Begriff wie Wirtschaftsweiser eigentlich Anlass für Gelächter sorgen müsste. Ob ohne Risiko überhaupt möglich ist.

2008 hat viele Angebote gemacht, aus denen man Wissen ziehen könnte. Mal sehen, wer was davon im Darwinjahr annimmt.

Ein Gedanke zu “2009. Was gelernt.

  1. schade, dass ichdrei tage zu spät gesehen habe, dass sie auf einer lesung in l.e. gelesen haben. verdammt… jetz hab ich wohldas intro für 09 verpasst. humpf… hoffentlich sind sie dann in erfurt dabei! :)

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