1. We were promised Jetpacks – These Four Walls
Es wäre unverantwortlich, dieses Album, das alles richtig macht, dieses Album, welches ich so oft wie kein anderes in diesem Jahr gehört habe, nicht den Spitzenplatz zu geben. Denn was hier passiert, hatte ich in einem ersten Überschwang der Gefühle nur unzureichend und viel zu unpathetisch mit
Wo jeder Ton dazu anregt, Städte abzufackeln, die Fäuste in die Luft zu recken und sich dann aber doch lieber überwältigt von all den perfekt aufeinander abgestimmten Klängen in die Boxen fallen lässt
beschrieben. Dass die erste Single“Quiet Little Vocies“ all das zusammenfasst, was ich am Genre die letzte Dekade habe lieben gelernt. Wie überhaupt das gesamte Album ein Ausrufezeichen ist für die Musik, die irgendwie mit „Is This It“ begann und mit „Silent Alarm“ vermutlich im Zenit stand. Wie oft ich bei „This Is My House, This Is My Home“ auf repeat drückte. Wie überraschend sich „An Almighty Trud“ ins Gesamtkonzept ausnimmt und dennoch genau an die finale Stelle gehört. Und wie sehr ich alle beneide, die diese Band in diesem Jahr live sahen.
1. The XX – The XX
Es wäre unverantwortlich, dieses Album, das alles richtig macht, dieses Album, welches ich so oft wie kein anderes in diesem Jahr gehört habe, nicht den Spitzenplatz zu geben. Und nachreichen muss ich den Text, wie großartig diese Band und ihre Musik ist. War es anfangs die Reduktion auf das Lebensnotwendige bei „Basic Space“, war es später die Reduktion auf das Lebensnotwendige bei allen anderen Liedern, die eine geradezu hypnotische Wirkung entfachten. Anders gesagt: Selten zuvor hatte ich ein derart körperliches Bedürfnis verspürt, Musik zu hören wie im September dieses Jahres. Ein Debüt, das wächst und wächst, bis es überlebensgroß alles andere in 2009 überragt und alle Spitzenplätze rechtfertigt, die gerade so vergeben werden. Ein zeitloser Klang von Eiseskälte.
3. The Joy Formidable – A Balloon Called Moaning
Vermutlich das Yeah Yeah Yeahs Album, das ich mir immer gewünscht habe. Jedenfalls in der ersten Jahreshälfte so oft gehört wie nichts sonst. Würde ich bei Last.fm scrobbeln, wäre der Balken dort dreimal so lang wie jeder andere schrieb ich, mit dem Wissen, dass in diesem Fall Qualität Ursache der Quantität war. Das mitreißende „The greatest light is the greatest shade“, „Cradle“ sowieso und das stampfende „Whirring“. Wie so vieles in diesem Jahr viel zu kurz.
4. Sometree – Yonder
Auf plattentest hieß es treffenderweise: „Wenn Rockbands immer geradeaus laufen dürften, müsste man auf Sometrees sechster Platte eigentlich nur noch Stille hören.“ Denn was sollte nach dem überirdischen „Bending The Willows“ kommen? Reduktion ganz sicher, ein Verharren in vertrauten Strukturen, weniger Ausbrüche, mehr ein Austrudeln von Klängen. „Sink Or Swim“ ist deshalb das untypische Aushängeschild eines Albums, das seine größten Augenblicke in den Implosionen hat.
5. Soap&Skin – Lovetune for Vacuum
Was sich abzeichnet, trifft schließlich ein. Die ersten Lieder von „Lovetune for Vacuum“ wanderten ja schon lange vor 2009 umher. Und klar war, dass, falls es einmal zu einem Album kommen sollte, es anstrengend werden würde, viel Zeit mit Anja Plaschg zu verbringen. Weil einfach ist anders. Das kratzige „Cry Wolf“, die Dramatik von „Turbine Womb“, die Endgültigkeit von „Fall Foliage“: wer sich dieser Musik aussetzt, muss sich auch mit sich selbst auseinandersetzen. Klavier und Stimme und eine Reise ins Herz in der Finsternis.
6. The Rural Alberta Advantage – Hometowns
Eigentlich in den USA 2008 erschienen und wird vermutlich erst 2010 hier für Aufsehen sorgen. Müssen. Als Beweis auch ein Zitat: Musik für alle, die in der Provinz aufgewachsen sind und denen schon einmal das Herz gebrochen wurde. Zärtlich umarmen sie die Unzulänglichkeiten des Lebens, um sie in nahezu makellosen akustischen Kostbarkeiten zu verarbeiten. Wobei sich akustisch und vorwärtsrumpeln die Waage halten. Was allein „Drain The Blood“ und „Don`t Haut The Place“ für Glanzpunkte setzen.
7. 65DaysofStatic – Escape From New York
Sehr originell ist es sicher nicht, das Livealbum einer Band, deren bisherige Alben sowieso schon auf den vorderen Plätzen hier zu finden waren, auf einen vorderen Platz zu setzen. Andererseits: „Escape From New York“. In Musik gegossene Euphorie, weil Postrock nie körperlicher war als hier. Gerade in Verbindung mit der beiliegenden DVD, welche die Amerikatour dokumentiert, mehr als die Bilanz eines Schaffen. Musik wie ein Artefakt in einem schlechtkomprimierten jpg.
8. Eels – Hombre Lobo
Ein Schrei in Rot. So begann das Aufeinandertreffen mit dem siebenden Studioalbum der Eels. In „Fresh Blood“ rennt E durch eine blutgetränkte Stadt und jedes Mal, wenn er heult, ist das ein Fäusteballen, denn: seit „Souljacker“ ist die Band, die mit „Electro-Shock Blues“ eines meiner Allezeitfavoriten aufnahm, etwas egaler. Aber „Hombre Lobo“ bündelt die Stärken, die gerade hier besonders in den ruhigen Momenten liegen. Beweis dafür „The Longing“ und viel mehr noch „That Look You Give That Guy“. Für abrasierte Barthaare, die traurig im Waschbecken liegen und darauf warten, in den Abfluß gespült zu werden.
9. Lilly Allen – It’s Not Me, It’s You
Lilly Allen. Lange Zeit unterlief sie ziemlich deutlich meinen Aufmerksamkeitsradius. Und dann „The Fear“. Kann man das besser über die 00er Jahre sagen als And I am a weapon of massive consumption / and its not my fault it’s how I’m program to function? Und was eine Ausnahmeerscheinung auf einem belanglosem Popalbum eines belanglosen Popsternchens sein könnte, ist die Regel. Auch auf die Gefahr hin, es auf ewig und mit Blick auf „Yes“ von den Pet Shop Boys mit Bekannten zu verscherzen: „It’s Not Me, It’s You“ ist nicht nur das beste Popalbum des Jahres, sondern der letzten x-Jahre. Unterschiedlich in der Ausführung, originell, konsumierbar, tanzbar, so nah an der Zeit wie möglich und mit Eiern. Fuck you (Fuck you) Fuck you very, very much
10. Warpaint – Exquisite Corpse
Ein Album, wahrscheinlich eher eine EP, die garantiert noch nicht erschienen ist. Aber gehört. Auf myspace. Komplett. Und hat so mein muskalisches Weltbild in diesem Jahr beeinflußt. Verhuschte Klangexperimente könnte man schreiben, schüchterner Postrock mit viel Hall und einem Gesang, der in „Dragon Age“ von einer magischen Heilerin mit Spezialfähigkeit Bardin ausgeführt werden sollte. „Stars“ heißt das Meisterstück, so zart das Licht, dass selbst Motten darin nicht verbrennen.
Auch super bis wirklich sehr gut waren:
Mono – Hymn to the Immortal Wind
UME – Sunshower EP
Scraps of Tape – Grand Letdown
The Pains of Being Pure at Heart – The Pains of Being Pure at Heart
…Trail of Dead – The Century Of Self
Yeah Yeah Yeah – It`s a blitz
Sophia – There Are No Goodbyes
Kings Of Convenience – Declaration Of Dependence
The Cloud Hyme – A Seed Buried In The Ground
Pet Shop Boys – Yes
Boxhamsters – Brut Imperial
Klez.e – Vom Feuer der Gaben
Sonic Youth – The Eternal
The Prodigy – Invaders Must Die
Future Of The Left – Travels With Myself And Another
Die Les Joy Formidable habe ich jetzt gerade erst entdeckt. Kaum zu glauben, dass ich so ein Album verpassen konnte. Gute Zusammenstellung!