31. Mai | Nachweise der Unbedenklichkeit

Heute den Besuch einer Lesung (der ersten seit letztem Herbst) verpasst, weil ich vergessen hatte, dass ich dafür einen negativen Test benötige. Ich könnte schreiben, dass die Lesung an der Luft stattfindet, aber im Ganzen ist es ein Luxusproblem während einer Pandemie.
Zugleich bei fast allen Geschäften in der Stadt der Hinweis, dass es fürs Eintreten, sofern nicht zweitgeimpft oder genesen, ebenfalls einen Test braucht. Ich schreibe fast, weil vor den Buchläden, Drogerien und Supermärkten explizite Aushänge angebracht sind: Bei uns benötigen Sie keinen Test. Der Grund dafür ist die weiterhin gültige Unterscheidung zwischen systemrelevanten und optionalen Einkaufsmöglichkeiten. Deshalb braucht es für den Schmuckladen, den am Tag vielleicht zehn Personen betreten, einen Test und für den Supermarkt, wo vor einer Kasse zehn Personen stehen und das viele Stunden am Tag, keine Nachweise der Unbedenklichkeit.
Logisch wird diese Unwucht nicht, auch wenn ich eine Stunde darüber nachdenke. Ähnliches hörte ich von anderen Bereichen; Musikschulen, in denen nach jeder halben Unterrichtsstunde alle Flächen desinfiziert werden müssen und das ein Jahr nachdem Aerosole zum Wort der Stunde erklärt wurde. Es sind Regeln, die einmal nach dem damaligen Wissensstand aufgestellt wurden und heute weiter gelten, weil sie einmal gegolten haben. Sie folgen einer bürokratischen Logik.
Ansonsten: Als letztes Bundesland sinkt in Thüringen die Inzidenz unter 50. Wegen der niedrigen Inzidenz kehren viele Schulen zurück in den Präsenzunterricht. In mehreren asiatischen Ländern steigt die Zahl der Neuinfektionen wieder. Für ein Konzert der Band Teenage Bottlerocket im amerikanischen St. Petersburg sollen Ungeimpfte 55x mal so viel Eintritt zahlen wie Geimpfte. Weitere Untersuchungen bezüglich der betrügerischen Abrechnungen in Testzentren. Staatshilfen für die wegen der Coronakeulung von Nerzen geschlossenen 150 Pelzfarmen in Höhe von 31 Millionen Euro. Um die Kopplung von Mutanten an Ländernamen zu vermeiden, werden die Varianten nach dem griechischen Alphabet benannt. B117 heißt nun Alpha, P1 und B16172 Delta.
30. Mai | nächste Stufe

Jeder ist erschöpft, überfordert, verzweifelt, ängstlich, muss sich irgendwie zurechtfinden anhand der Informationsflut. Jeder sollte kritisieren; Bürokratie, Korruption, Ungleichheit, Unverhältnismäßigkeiten, fehlende Transparenz, ungenügende Kommunikation, Trägheit, Schludrigkeit, Selbstdarstellung, Bereicherung, fehlende Fehlerkultur. Jeder ist wütend auf die letzten anderthalb Jahre und hat alles Recht dazu, alles Verständnis für diese Wut. Aber da ist meinerseits kein Verständnis für Leute, die, weil sie keine Maske (Lappen) tragen oder nicht auf andere Rücksicht nehmen wollen, Leid relativieren oder negieren.
Das ist das eine. Das zu schreiben fällt leicht. Ich schreibe diesen Text seit über einem Jahr. Was neuer ist, ist die Radikalisierung der Relativier und Negierer. Ein Koch, der vor einem Jahr mit Megafon vor dem Reichstag stand, ruft zum Töten von Juden auf und verweist auf den Waffenshop eines NPD-Mitglieds. Einer der beliebtesten Popsänger des Landes nimmt zusammen mit Rechtsradikalen ein Lied auf, in dem zum bewaffneten Widerstand aufgerufen und ein Impfzentrum gesprengt wird. In Belgien kündigt ein schwerbewaffneter Exsoldat und Scharfschütze ein Attentat auf einen Virologen an. Eine Wissenschaftsjournalistin kann das Haus nur noch mit Personenschutz verlassen. In Österreich planen Coronaleugner Attentate auf Polizisten, bei ihnen werden Sprengkörper gefunden.
Das sind keine Walddorfesoteriker, keine tanzenden Pippi Langstrumpfs, keine Tante, die mal ein Youtube-Video gesehen hat, kein Onkel, der WhatsApp-Nachrichten schickt, kein Arbeitskollege, der von der Grippe spricht. Das ist eine nächste Stufe, eine Folge all der Vorstufen. Das ist Gewalt.
29. Mai | nächste Mutante

Im Großbritannien steigen wieder die Zahlen, trotz der Impfungen. Grund ist B1617, die indische Mutante, die noch ansteckender ist die britische Mutante B117. Gewarnt wird, dass B1617 auch in Deutschland Fuß fassen, hier die Zahlen steigen lassen wird.
Dieser Mechanismus ist mir bekannt. Aus den Erfahrungen der letzten anderthalb Jahre gibt es wenig Grund zur Annahme, dass es nicht in ähnlicher Form geschehen wird. Und dennoch höre ich nicht hin. Ich bin müde von Mutanten zu hören, von Warnungen, sage: aber 42,5% sind doch schon erstgeimpft, so schlimm wird es nicht werden, es ist wird verkraftbar sein, will vielleicht nichts von wahrscheinlich steigenden Zahlen hören in Tagen, in den Zahlen ins Bodenlose fallen und ich schon ein Ende vor Augen habe. Die Mutante schiebe ich weg, die Warnung erreicht mich nicht.
Ansonsten: Aus Vietnam wird eine neue Mutante gemeldet, ein Hybrid aus B117 und B1617.
28. Mai | Balkonkonzert
Auf den Balkon des Nationaltheaters stehen fünf Musikerinnen; ein Blechbläserquintett. Es spielt Charleston, Samba, Ragtime, Hey Jude. Unten auf dem Theaterplatz halten die Menschen inne. Viele sind es, sie alle schauen empor. Kinder spielen vor dem Denkmal, umkreisen es auf ihren Rädern, die Erwachsen lauschen. Wie mir wird es anderen gehen: Seit zu vielen Monaten habe ich keine live gespielte Musik gehört. Der Moment ist schön, in seiner Gesamtheit fast perfekt, nicht nur deshalb, weil er coronafrei ist, sondern weil er für ein Moment etwas zurückbringt, das Corona genommen hat.
Ansonsten: Die Europäische Arzneimittelagentur gibt den Biontech-Impfstoff ab zwölf Jahren frei. Wegen der Mutante B16172 steigen die Infektionszahlen in Großbritannien wieder. Vax for the Win heißt das Programm, mit dem Kalifornien finanzielle Impfanreize bieten will und dafür fünfzehn Millionen Dollar verlost. Knapp zwei Monate vor Olympiabeginn will Tokio wegen hoher Zahlen den Coronanotstand verlängern. Die Fälschung eines Impfpasses kann zukünftig mit zwei Jahren Haft bestraft werden. Laut einer Recherche rechnen einige Testzentren zu viele Schnelltests ab und nehmen damit unrechtmäßig Gelder ein.
27. Mai | gelöst & leicht

Mein Impfarm ist Geschichte, das Pflaster über dem Einstich entfernt. Leicht hypochondrisch halte ich noch Ausschau nach möglichen Thrombosesymptomen. Darüber hinaus warte ich auf die Zweitimpfung im Juli. Der Termin liegt direkt vor zwei Wochen mit mehreren Veranstaltungen. Worst Cast wäre nach fast einem Jahr Pause die ersten Lesungen absagen zu müssen wegen Schüttelfrost und Fieber.
Ich informiere mich. Bei Moderna ist der zweite Stich jener, der Impfreaktionen bringt. Die zweite Impfung zwingt den Körper zu einer Auswahl der besten Antikörper. Empfohlen wird ein Abstand von 40 Tagen zwischen den Impfungen. Über die Webseite wird eine Verschiebung des Termins angeboten. Doch würde ein Verschieben von mehr als zehn Tagen die Wirksamkeit der Impfung nicht verringern, nicht die besten Antikörper in mir hervorbringen? Ist das ernsthaft von Belang? Ich zögere. Verschiebe das Verschieben. Gehe davon aus, dass es Anfang Juli schon irgendwie gut gehen wird.
Ansonsten wirkt alles leichter. Ich zähle nun zu den 41,5%. Gelöst treibe ich in den Tag, später in die Stadt hinein. In der Musikschule wird wieder schief die Nationalhymne geübt. Neben dem Kasseturm baut sich nach Monaten der Kleidermarkt auf. Vor dem Eiscafé am Theaterplatz, dessen Foto vor Tagen den Bericht in der Tagesschau zur Öffnung der Außengastronomie schmückte, sind die Tische trotz dunkler Wolken recht okay besetzt. Seit heute sind in Weimar Museen, Galerien, Gedenkstätten geöffnet, sind kulturelle Veranstaltungen erlaubt, stehen Hotels wieder offen. Bei allem die Bedingung der Nachweise: zweifache Impfung oder überstandene Infektion oder Schnelltest. Die Teilnahme an vielen ist wieder möglich, erfordert aber Aufwand. Will ich zur Lesung, muss ich mich testen lassen, vorausdenken, zusätzlich Zeit einplanen. Alles Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was sein könnte. Trotzdem: Unannehmlichkeiten. So schnell verschieben sich die Maßstäbe.
Ansonsten: In Ohio gewinnt Abbigail Bugenske eine Million Dollar in der dortigen Impflotterie. Unter allen 12- bis 17-Jährigen in New York, die sich impfen lassen, werden 50 kostenlose Studienplätze verlost. Im philippinischen San Luis wird unter allen Impfwilligen eine Kuh von 500€ verlost. 6,4 Millionen Impfdosen für Kinder und Jugendliche werden eingeplant. In Tennessee fährt eine Frau mit einem SUV in ein Impfzelt und verletzt sieben Personen. Was hinter der Influencerkampagne gegen Biontech steckt.
26. Mai | danach
Heute nicht mehr getan, als schwere körperliche Belastungen zu vermeiden, viel Wasser zu trinken und den Impfarm zu ignorieren. Großartige Gedanken zum neuen Lebensabschnitt als Geimpfter waren nicht vorhanden. Durch die Impfung tritt keine Veränderung in meinem Leben ein außer der: Ich werde zunehmend geschützter sein bis ich es fast bin, zumindest vor den schweren Folgen. Und darum geht es. Vergleiche ich meine Situation mit der von vor zwei Jahren, bin ich am gleichen Punkt; eine Krankheit bedroht mein Leben nicht mehr.
Ansonsten: Für Schülerinnen sollen Impfstoffe reserviert werden. Eine allgemeine Impfempfehlung für Kinder wird vorerst nicht ausgesprochen. Die Hälfte aller amerikanischen Erwachsenen sind vollständig geimpft. Zum ersten Mal seit Oktober liegt die Inzidenz unter 50. China schenkt Nepal eine Million Impfdosen Sinopharm. Querdenkenende.
25. Mai | erste Impfung

Kurz nach neun Uhr stehe ich dort, wo ich seit fünfzehn Monaten stehen will: vor dem Impfzentrum. Dass es das Impfzentrum Ostthüringen sein wird, hätte ich nicht erwartet. Die Terminvergabe hat mich nach Gera geschickt, etwa eine Stunde Zugfahrt von Weimar entfernt. Das Zentrum befindet sich in der Panndorfhalle, einer Vier-Felder-Halle, in der sonst Deutsche Meisterschaften im Rollhockey und Badminton ausgetragen werden.
Ich bin zwanzig Minuten zu früh da und will mir eigentlich noch Bild von außen machen, doch der Ordner am Einlass beordert mich unverzüglich hinein. Ich laufe eine Art Rampe hinab und gleich am ersten Stehtisch wird auch die sogenannte Zwickmühle geklärt. Ein weiterer Einlass fordert das ausgefüllte und unterschriebene »Formular zur Vorlage in den Thüringer Impfstellen« ein. Sein Blick darauf währt etwa eine Sekunde, dann haben sich alle moralischen Fragen erledigt.
Nun werde ich von Station zu Station geleitet; mein Rucksack wird inspiziert, meine Körpertemperatur gemessen (35,5°), meine Krankenkarte gescannt, mir wird ein Anamnesebogen ausgehändigt, den ich ausfülle und an einer nächsten Station abgebe. Viele der Stationen werden von Soldatinnen betreut, in den Kabinen hängen Werbeplakate der Bundeswehr, Soldaten in grünen Tarnanzügen sitzen um ein Lagerfeuer, darüber steht Kameradschaft. Das Leiten von Station zu Station geschieht freundlich, effizient, geübt, fast zackig, kein Gramm Fett an den Anweisungen.
Allein bin ich eine halbe Minute nur, dann, als ich vor den Impfkabinen sitze und warte, dass meine Nummer (651) auf den Screens angezeigt wird. In der Halle sind Fotoaufnahmen verboten. Wer dennoch knipst, muss unter Aufsicht die Bilder vom Smartphone löschen, verständlich, man möchte nicht, dass sich Xavier Naidoo auf diese Weise Informationen über das Innere eines Impfzentrums verschaffen könnte.
651 erscheint nach der halben Minute. Ich schiebe die Tür zu Kabine C auf. Ein Arzt informiert mich (Sie bekommen Moderna, ein mRNA-Impfstoff, haben Sie Fragen, nach der Impfung können Fieber, Gelenkschmerzen auftreten, das ist normal, viel Wasser trinken, in den nächsten Tagen schwere körperliche Belastungen vermeiden etc.) Es ist ein knapp gehaltenes Gespräch, ich unterschreibe digital, dass ich informiert wurde. Ich gelange in die nächste Zone, den entscheidenden Bereich, das Impfareal.
Die Kabinennummerierung reicht von A bis M. Ein Mann, bestens geschützt, bittet mich zu sich. Er ist der erste, der nicht soldatisch wirkt, nicht zackig, sondern irgendwie … rund. Im Radio läuft das Beste aus den 80er und 90er, Alannah Myles singt »Black Velvet«, mein Impfsoundtrack. Ich nehme Platz. Ob ich mich schon für einen Impfarm entschieden habe, ich krempele einen Ärmel meines Shirts hoch, er justiert nach, desinfiziert den Oberarm, mehrmals desinfiziert er, nimmt die Spritze, bittet mich locker zu lassen, noch lockerer, noch lockerer, ja genau so. Er sticht die Nadel in mich. Das Heilmittel gelangt in meinen Körper.
Und in diesem heiligen Augenblick, dem Moment aller Sehnsucht, ist in meinem Kopf nur ein Satz: Da isse die Impfe. Es ist der blödeste Satz von allen blöden Sätzen, ein Meme, das vor drei Monaten einen Tag lang lustig war und seitdem nur nervt. Ich denke diesen Satz und weil das Einstechen erstaunlich lange dauert, habe ich viel Zeit, diesen Satz oft zu denken, ihn lang und zäh zu kauen, Da isse die Impfe.
Und da ist es auch vorbei, Gedanke und Impfen und Alannah Myles, der Laufzettel erhält einen weiteren Vermerk und mein roter DDR-Impfausweis einen kleinen Aufkleber mit QR-Code. Ich werde in den nächsten Bereich geschickt. Etwa achtzig Stühle im Sicherheitsabstand, vielleicht dreißig besetzt. Wer hier sitzt, wartet fünfzehn Minuten. In einer Glaskabine überwachen zwei Notärztinnen die Gesundheit der Anwesenden unmittelbar nach der Impfung. Eine isst Banane.
Hier kommt erstmals so etwas wie Ruhe über mich. Ich schaue auf die bleigelben Sitzplätze auf der Turnhallentribüne. Einem Mann fällt eine Wasserflasche zu Boden, ein Ordner eilt herbei mit Küchenpapier und wischt auf. Drei gewaltige Uhren zeigen die Zeit, analog und digital. Alles ging wahnsinnig schnell. Jetzt, da ich schon geimpft bin, wäre erst mein Termin gewesen. Ich wurde durchgeschleust, professionell, routiniert, wie hunderte, sicher über Tausende am Tag.
Um hier zu sein, braucht es ein Mindestmaß an Vertrauen: Vertrauen zu den Soldaten, den Ärzten, dem Impfstoff, dem System, in dem ich eine Nummer bin (651) und nur deshalb so schnell geschleust werden kann, nur deshalb kann mir geholfen werden. Irgendwie ist es beängstigend, wie geölt dieses System funktioniert und was es mit mir macht und natürlich ist es beruhigend. Die Panndorfhalle sorgt für mich, die Laufzettel und Stationen schützen mich vor einer schweren Krankheit.
Nach fünfzehn Minuten melde ich mich an der letzten Station ab. Über die Rampe verlasse ich die Halle. Vor der Halle stehen Soldaten. Sie rauchen. Der Ordner vom Anfang bittet die ankommenden Impflinge vorzeitig ins Zentrum. Ich schaue zu denen, die mit mir den Ort verlassen. Unser Blick ist ähnlich: Wir wissen, noch ist nichts geschafft. Aber der Schutz wird von Tag zu Tag wachsen, in sechs Wochen ist die zweite Impfung, in zwei Monaten wird die Wirksamkeit erreicht sein. Wir halten uns nicht für unbesiegbar. Aber wir sind ein Stück weniger besiegbar geworden. Ja, denke ich, eigentlich müsste ich Fotos machen den Gesichtern der Menschen, die geimpft aus der Halle treten.
Ansonsten: Über vierzig Prozent der Deutschen sind mindestens einmal geimpft. China weist die Berichte, dass Labormitarbeiter in Wuhan schon im November 2019 an Covid19 erkrankten, entschieden zurück. Laut einer Studie wollen drei Viertel der Befragten bei Serien oder Filmen nicht an Corona erinnert werden, ein Viertel sind irritiert, wenn die Figuren keine Masken tragen. Um die Impfbereitschaft zu steigern, wird in Polen verlost: Geld (bis zu 223000€) und Autos mit Hybridantrieb. Erstmals seit langer Zeit keine Neuinfektion in Weimar. Mysteriöse Kampagne gegens Impfen.
24. Mai | Vorbereitung fürs Finale

Heute habe ich den Impftermin für morgen bestätigt. Dem vorausgegangen waren weitere Konsultationen bei Freunden und Bekannten, im Grunde ging es dabei um Absolution. Das Meinungsbild war recht klar, Zustimmung, zum Teil fast Unverständnis, weshalb ich überhaupt eine Frage nach dem ob stelle; Mein Vorgehen ist legal, jeder Geimpfte zählt, in wenigen Tagen steht es ohnehin jedem frei, sich impfen zu lassen.
Und irgendwann frage ich mich, ob ich nicht maßlos übertreibe, daraus ein Thema einer moralischen Zwickmühle zu machen, ob es nicht auch kokett ist, eine haltlose Übertreibung, eine Überhöhung aus dramaturgischen Gründen, diese über Tage ausgedehnte Zuspitzung eines simplen Impfvorgangs, ob das an diesen Einträgen liegt, ob nach all den Monaten der Ungewissheit, des Schöpfens von Hoffnung, des Wartens, all der Bilder und Berichte, der Informationen und Desinformationen, des Zauderns und der Zweifel und dem Wunsch danach ich nicht getrieben werde von der Suche nach einem perfekten Finale der 170000 niedergeschriebenen Wörter.
Fast mehr als geimpft zu werden will ich davon erzählen können. Wenn etwas dieses Erzählen hindert oder den Eindruck trübt, dann muss ich mir eine andere Wirklichkeit suchen, andere Umstände für das Impfen aushandeln, denke ich mir, das bin meinem Schreiben schuldig. Das Niedergeschriebene erhält eine höhere Wertigkeit als die zukünftigen Antikörper.
Alle diese Überlegungen sind Unsinn und glücklicherweise kapiere ich das irgendwann und bestätige deshalb innerhalb von 48 Stunden den Link zur erfolgreichen Terminbuchung. Fast augenblicklich erhalte ich die Bestätigung und mir ihr Informationen, was morgen Vormittag von mir erwartet wird: Schutzmaske, Impfausweis, Versichertenkarte und einen eigenen Stift. Ich werde nach Gera fahren und mich impfen lassen.
Ich habe gehört, wie es in Gera laufen wird, ich habe den morgigen Tag vor Augen, das Buch, das ich auf der Hinfahrt lesen werde, eingepackt (Aus der Zuckerfabrik), Musik ist sowieso immer dabei und für die Rückfahrt sind leere Blätter bereitgelegt, auf die ich notieren werde. Vielleicht reduziert sich der morgige Tag und die letzten fünfzehn Monate auf einen Satz und das wäre auch okay.
In der Nacht liege ich lange wach und denke an morgen. Plane den Impfarm ein. Keinesfalls ein Impfselfie. Überlege, was der Stich über das Medizinische hinaus mit mir machen wird. Aber selbst dieses Überlegen fühlt sich an, als wäre ich verpflichtet dazu, als wären diese Gedanken in mir, damit ich darüber schreiben kann. Ich denke: Ein kleiner Stich für die Menschheit, ein großer für mich und denke: Wie oft wird dieser Satz in den letzten Monaten schon geschrieben sein? Ich denke: Am Tag zuvor war ich in einer Gruppe von Menschen der einzige Ungeimpfte. Ich denke: Denk nicht weiter darüber nach. Bring es endlich hinter dich.
Ansonsten: Laut eines amerikanischen Geheimdienstberichts erkrankten Laborarbeiter in Wuhan schon im November 2019 an Covid19, was neue Hinweise für die These liefert, dass das Virus im Labor entstanden sein könnte. Ein Ende der Homeoffice- und Testpflicht fordert der Bundesverband der Deutschen Industrie. Mehr als 300000 Coronatote in Indien, die Hälfte davon in den letzten acht Wochen. Um die Coronaregeln zu umgehen, heiratet ein Brautpaar im Flugzeug. Als letztes Bundesland rutscht Thüringen unter die Sieben-Tage-Inzidenz von 100. Als erster EU-Staat erreicht Malta die Herdenimmunität.
23. Mai | außen
Eigentlich wollte ich den Satz schreiben: Außengastronomie muss erst langsam wieder erlernt werden. Dann sehe ich die Bilder aus Berlin, Hamburg und anderen Städten und merke, dass dieser Satz nicht der Wahrheit entspricht. Schreiben muss ich auch diesen Satz: Für Dienstag habe ich einen Impftermin in Gera. Und weiterhin die Zweifel der Zwickmühle.
Ansonsten: Der Bundesgesundheitsminister ruft dazu auf, Impfstoffe von Biontech für Schülerinnen zu reservieren. Als Zielmarke gibt er eine Inzidenz von unter 20 aus.
22. Mai | Zwickmühle

Ich erfahre, dass es eine »legale« Möglichkeit gibt, mich schon vor dem Wegfall der Priorisierung impfen zu lassen. Legal schreibe ich noch in »«. Mein Ticket wäre ich als enge Kontaktperson einer Über-60jährigen. Der entsprechende Passus ist so offen formuliert, dass die Bezugsperson nicht mehr sein muss als über sechzig Jahre. Nachweise oder ärztliche Atteste werden nicht verlangt, ein ausgefülltes Formular mit Unterschrift genügt, nachgeprüft wird nicht.
Ich will es nicht glauben. Jeder kennt jemanden über sechzig. Wäre es so, stände jedem diese Tür offen, zumindest in Thüringen. Ich lese nach. Es ist rechtens. Aber ist es auch richtig?
Ich gerate in eine Zwickmühle. Da ist die Gelegenheit auf mein persönliches Ende der Pandemie. Zum Greifen nah liegt sie. Ich wäre geschützt vor dem Schlimmsten. Aber … es fühlt sich falsch an. Aber sollte ein falsches Gefühl eine Rolle spielen? Es ist nicht Ende 2020, die Gefährdesten sind längst zweifach geimpft, ich nehme niemanden, der dringend auf eine Impfung angewiesen ist, einen Schutz weg. In reichlich zwei Wochen wäre ich ohnehin berechtigt.
Sollte ich nicht einfach diese zwei Wochen abwarten? Aber wird dann der Ansturm auf die Impfstoffe nicht viel zu groß sein, als dass ich eine realistische Chance auf einen unmittelbaren Termin hätte? Aber wie wird das sein, wenn ich der Impfärztin gegenübersitze und sie das ausgefüllte Formular einer vermeintlich engen Kontaktperson liest? Wird die Impfung mit einem Makel behaftet sein, wird das schlechte Gewissen stets die Erinnerung an die Impfung bestimmen? Was werde ich hier schreiben? Der Impftag ist gedacht als glorreiches Finale der Coronamonate. Müsste ich hier drucksen und verschämt verschweigen? Aber wie albern ist es, dies als Kriterium für eine Entscheidung zu nehmen, bei der es doch zuallererst um die rasche Antikörperproduktion in mir gehen sollte?
Ich bitte Freunde um Rat, schon geimpfte und noch ungeimpfte Freunde. Sie sind Engel links, Teufel rechts, nein eigentlich lauter Engel mit überzeugenden Argumenten. Das Meinungsbild fällt uneinheitlich aus. Letztlich ist es meine Impfung, meine Entscheidung, mein schlechtes Gewissen, sind es meine Antikörper, ist mein sinnvoller und sinnloser moralischer Diskurs mit mir selbst, meine Erinnerung, mein Pandemiefinale. Wie werde ich entscheiden?
Ansonsten: Wegen einer seltenen Mutante wird in einem Stadtteil von Bordeaux die sofortige Impfung aller dortigen Einwohnerinnen beschlossen. Wegen der Verbreitung der indischen Mutante wird Großbritannien als Virusvariantengebiet eingestuft. In Indien tritt vermehrt die tödliche Pilzinfektion Mukormykose »Schwarzer Pilz« bei Covid19-Patientinnen auf. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund befürchtet, dass wegen der Pandemie bis zu hunderttausend Einzelhandelsgeschäfte schließen könnten. Trotz des Verbots von Coronademos demonstrierten Maßnahmenkritikerinnen in Berlin. Mehr Zweit- als Erstimpfungen werden heute verabreicht. Gegen Coronamythen in Neuseeland.
21. Mai | Linda Lindas
Anstatt über das neue Featurevideo von Xavier Naidoo zu schreiben, in dem ein Impfzentrum in die Luft gesprengt wird, schreibe ich über die amerikanische Punkband The Linda Lindas. Die zehnjährige Schlagzeugerin erzählt: »A little while before we went into Lockdown a boy in my class came up to me and said that his dad told him to stay away Chinese people. After I told him that I was Chinese he backed away from me. Eloise and I wrote this song based on that experience.« Und dann spielen sie in einer öffentlichen Bibliothek Racist Sexist Boy und das ist möglicherweise eine der bestmöglichsten Folgen von Coronawut.
Ansonsten: Nach Kritik widerruft Niedersachsen die Ankündigung, ab einer Inzidenz unter 35 die Maskenpflicht in Geschäften aufzuheben. Ab 1. Juli sollen die Kinos wieder öffnen. Verschiedene Produzenten von Impfstoffen sagen ärmeren Ländern die Lieferung von mehr als einer Milliarde Impfdosen bis zum Jahresende zu, die ärmsten Staaten sollen nur die Herstellungskosten zahlen. Wegen der Ausstellung falscher Atteste zur Maskenpflicht muss ein Zahnarzt aus Baden-Württemberg 21000€ Strafe zahlen. Ein Paar aus Baden-Württemberg soll tausende Impfnachweise gefälscht haben. Mehrere große Datingportale wie Tinder integrieren Funktionen, die aufs Impfen hinweisen, um jüngere Nutzerinnen zum Impfen zu animieren. Mehrere amerikanische Bundesstaaten verlosen Geld unter allen Impfwilligen. Da wegen der abgesagten Kulturveranstaltungen Einnahmen für die Künstlersozialkasse wegfallen, erhält die KSK mit einem Coronazuschuss. Die höchste europäische Inzidenzzahl wird aus Schweden gemeldet. Bei einer Razzia in Österreich stellt die Polizei bei Gegnern von Coronamaßnahmen Waffen, Munition und Sprengkörper sicher.
20. Mai | in

Ich glaube, ich verliere meine Coronaaugen. Verliere den Drang, mich sehend mit ihnen durch die Welt zu bewegen. Ich überlese Informationen, ziehe sofort meine Gedanken zurück, wenn es darum geht, eine Position zu finden. Ohne innere Anteilnahme nehme ich teil am weiteren Pandemieverlauf, ich teile, ohne mich damit zu beschäftigen.
Dabei gäbe es so viel, über das sich zu schreiben lohnen würde: das sogenannte Divigate, die Behauptung, dass die Zahlen zur Intensivbetten-Belegung zum Teil nicht korrekt gewesen seien, ein Vorwurf, der sich als schon bei ferner Betrachtung als ein Musterbeispiel von schludrig und manipulativ entpuppt und anhand dessen sich einiges über die Art und Weise, wie Falschinformationen vermittelt und in Kauf genommen werden, erzählen ließe.
Oder schreiben, wie die Impfgegnerschaft zunehmend zu einem zentralen Thema des Impfens wird. Schreiben, dass in Weimar die Zahlen seit Tagen unter hundert stehen und deshalb heute die Geschäfte und die Außengastronomie öffneten. Schreiben von Israel, dem geimpften Land, einer jener Orte, von dem es hieß, dass dort wieder die »Normalität« zurückgekehrt sei, wie die Raketen fliegen, dieser furchtbare Widerspruch zwischen Leben retten durch Impfen und Leben zerstören. Schreiben von Indien und der Dunkelziffer. Von Großbritannien, wo aufgrund der indischen Mutante die Zurücknahme der Lockerungen im Raum steht. Von Lateinamerika, wo nur drei Prozent der 650 Millionen Menschen vollständig geimpft sind und das mit den USA vergleichen und die Grafik sehen, wie wenig Impfstoffe die USA im Vergleich zu anderen impfstoffproduzierenden Ländern exportiert.
Schreiben von meinen Zweifeln, ob das wirklich so aufgeht mit einem entspannten Sommer, ob das Impfen so rasch wie erwartet geschehen wird, ob der notwendige Schutz rechtzeitig erreicht wird, was dagegenspricht; die Antiimpfkampagnen unter Hashtags wie #WirLassenUnserKindNichtImpfen, die Mutante B1617 und ob ich genauso besorgt reagieren sollte wie vor einem halben Jahr auf B117, das veränderte soziale Verhalten ab heute, ob es wirklich wahrscheinlich scheint, dass die Pandemie ab dem Juliurlaubswunsch noch ernst genommen werden wird.
Und während ich das schreibe, merke ich, wie viel es doch noch zu schreiben gibt, so viel, dass ich nirgends in die Tiefe gehe, dass meine Coronaaugen hin- und herspringen, auswählen wie an einem Themenbüfett, satt längst und dennoch suchend.
Ansonsten: Im Pandemiejahr 2020 wurden 1,7 Milliarden Überstunden geleistet, die Hälfte davon unbezahlt. Wegen einer Infektion kann die isländische Band Dadi og Gagnamagnid nicht beim Eurovision Song Contest auftreten, im Wettbewerb wird der Mitschnitt einer Probe gezeigt.
19. Mai | Zahlen von gestern, Zahlen von heute

Die Inzidenz fällt ins Bodenlose, so, wie man bodenlos nach einem anderthalb Jahren Pandemie definiert. Das liegt auch am Einfrieren. Für die Inzidenzmarke werden nur die gemeldeten Zahlen eines Tages gerechnet, dieser Wert wird »eingefroren«. Nachmeldungen werden zwar aufgeführt, aber für den Wert, der über Öffnungen und Schließungen entscheidet, nicht berücksichtigt. Wer spät meldet, profitiert davon, vorsätzliche Nachmeldungen geschehen. So fallen zwar die Zahlen, sind aber trotz der Abwärtsbewegung höher, als es den Anschein hat.
Auch über andere Zahlen wird diskutiert: die Szenarien, die vor Monaten für diesen Monat erstellt wurden. Szenarien, die wesentlich höhere Neuinfektionen in Aussicht stellten. Von »Panikmache« ist die Rede und gefragt wird, warum die Szenarien so weit von der Wirklichkeit entfernt liegen, viele Häme dabei.
Vor zwei, drei Monaten, als sich abzeichnete, dass die dritte Welle beginnt, später noch, als die Kurven nur wenig gebremst stiegen, las ich diese Szenarien, ich schrieb hier darüber, Inzidenzwert 600, 50000 Neuinfektionen am Tag etc. Es war auch einer Form von Hilflosigkeit geschuldet: müde vom vorherigen Lockdown, das Impfen schleppend angelaufen, der Zwiespalt zwischen den herbeigesehnten Öffnungen und der Vernunft des Runterfahrens, auch die Desillusion, dass NoCovid keine reale Chance auf Umsetzung haben würde. Die defätistische Zukunft, die diese Szenarien beschrieben, schien passend für meinen inneren Zustand der Zuversicht.
Szenarien gehören zu den Basiselementen der Zukunftsforschungen. Dort werden sie im Plural geschrieben. Niemand extrapoliert einfach die Vergangenheit ins Morgen und geht davon aus: Das ist die Zukunft. Niemand geht von einer einzigen Zukunft aus. Verschiedene Zukünfte werden beschrieben, in denen verschiedene Faktoren unterschiedlich gewichtet werden. Je nach Gewichtung ergeben sich andere Zukünfte. Das heißt: Es gab nicht ein einziges Szenario diesen Coronamai. Sondern mehrere.
Nur lag es an mir zu entscheiden, welches der Szenarien ich für am wahrscheinlichsten hielt. Die Stimmung von damals bestimmte meine Entscheidung, so wie heute meine Stimmung die Entscheidung bestimmt, welches Sommerszenario ich erwarte. Ich kenne die veränderten Faktoren, die mir heute relevanter erscheinen (Impfgeschwindigkeit, Notbremse, mehr AHA wegen düsterer Prognose) und gewichte mit diesen Faktoren die Rechnung anders. Ich weiß, was eine selbstzerstörende Prognose ist, habe stets »No Glory in Prevention« im Ohr, verteidige die Szenarien von damals, weiß, dass ich sie lieber schwarz als weiß gesehen habe, weiß, wo die Gewichtung nicht stimmte und bin erleichtert, dass der sechzehnte Coronamonat ein anderer ist als befürchtet.
Ansonsten: Drei von vier Kreisen sinken unter eine Inzidenz von 100. Außer Diskotheken wird in Dänemark alles geöffnet. Laut einer Umfrage haben die Erfahrungen aus der Coronazeit die Prioritäten bei den Verkehrsmitteln verändert: mit deutlichem Abstand ist das Auto das bevorzugte Fortbewegungsmittel. Nach großer Kritik wird eine geplante Impfaktion für Schüler an einem bayrischen Gymnasium abgesagt. Wegen mangelnder Anerkennung seitens der Regierung kündigt in Großbritannien die Krankenschwester, die sich bei Boris Johnsons Covid19-Erkrankung um ihn kümmerte, »Wir erhalten nicht den Respekt und den Lohn, den wir verdienen«. Raster Psychotherapie.
17. Mai | aufgehoben

Ich laufe durch die Stadt. Ich sehe die Geschäfte. Manche sind seit vielen Monaten geschlossen, die Schaufenster zeigen, was Mitte 2020 hätte verkauft werden sollen. Bei anderen sehe ich die vor die Türen geschobenen Tische, über die hinweg verkauft wird. Sehe das Schaufenstershopping. Die Abholangebote der Gaststätten. Ich denke an den Schreibwarenladen, der einfach öffnete, an die Buchhandlung, in der sich vor einem Jahr die Buchbestellungen stapelten und wie Johannes sie mit dem Fahrrad auslieferte.
Ich sehe das Umtriebige. Ein Finden von Nischen, ein Arrangieren mit der Situation, ein Weitermachen. Nicht jedem war das möglich. Manches wurde nur möglich, weil die Möglichkeiten selbst geschaffen wurden.
So auch beim Impfen. Viele in meinem Umfeld sind geimpft, einiges geschah überraschend. Niemand drängelte, niemand schummelte, aber schuf sich Möglichkeiten. Meldete sich als Wahlhelfer an, sprach mit Ärztefreundinnen, war betreuende Person eines Pflegebedürftigen, Bekannte einer Schwangeren, schaute kurz vor Tagesende im Impfzentrum vorbei und fragte nach Restdosen, klickte nächtelang auf Seiten, nahm sich die heimlichen Tipps von Nachbarn zu Herzen. Nicht alle hätten schon geimpft sein können. Sie sind es trotzdem.
Ich habe vor Wochen bei der Hausärztin angerufen, gefragt, wie es dort mit den Listen gehandhabt wird. Listen gibt es nicht, nur nacheinander ein Anrufen der Patentinnen, sobald ausreichend Impfstoffe vorhanden sind, ein alphabetisches Vorgehen. Ich bin selten bei der Ärztin, weder auf ihrer Liste noch im Alphabet stehe ich weit vorn. Warte ich den geordneten Gang ab, rückt mein Impfen in den späteren Sommer.
Heute wird verkündet, dass ab dem 7. Juni die Impfpriorität aufgehoben wird. Keine Beschränkung mehr, das einzige Hindernis die Terminfindung. Wieder setzt eine Diskussion über Gerechtigkeit ein. Noch sind nicht mal alle aus Gruppe 1 geimpft. Die Jagd nach einem Termin wird jene bevorzugen, die Zeit fürs Finden haben, die über Kontakte verfügen. Ist die Freigabe ein Zugeständnis an die Urlaubswilligen, mit Blick auf die Wahl Ende September geschehen? Oder ist sie notwendig, um rascher die notwendige Herdenimmunität zu erreichen? Ich weiß: Wenn ich nicht erst im späteren Sommer den Eintrag über mein Geimpftwerden schreiben will, muss ich mir Möglichkeiten schaffen. Ab dem 7. Juni werde ich umtriebig sein müssen.
Ansonsten: Mehr als 30 Millionen Deutsche sind mindestens einmal geimpft. Laut einer Umfrage wollen sich drei Viertel aller Deutschen über achtzehn Jahre impfen lassen. Die Ständige Impfkommission geht davon aus, dass spätestens nächstes Jahr eine Auffrischung der Impfung notwendig sein wird. Aufgrund der geplanten Lockerungen werden Campingplätze mit Anfragen überhäuft. In New York wird die Maskenpflicht für Geimpfte aufgehoben. Bergsteiger am Mount Everest werden aufgefordert, Sauerstoffflaschen nach Nepal zu zurückzubringen, weil wegen der hohen Zahl von Coronakranken in den dortigen Krankenhäusern zu wenige vorhanden sind.
15. Mai | durch

In den letzten Tagen vermehrt wieder Links zu Texten und Videos über Coronawahrheiten: die Belegung von Intensivstationen, Wahrheiten über die Impftoten, Untersterblichkeiten etc. Ich merke, wie wenig mich das noch triggert, wie gering der Elan ist, mich in diese Behauptungslabyrinthe zu begeben, dass ich keine Motivation verspüre, diesen Wahrheiten hinterher zu recherchieren und zu argumentieren.
Es lässt mich kalt.
Vielleicht bin ich erstaunt, dass im 16. Monat der Pandemie noch immer versucht wird zu belegen, dass es keine Pandemie gibt, nach über drei Millionen Toten zu beweisen, dass das Virus keine Gefahr darstellt, dass die letzten anderthalb Jahre ein Komplott von wenigen gegen viele waren. Ich denke: Es ist ein aussichtsloses Unterfangen, irgendwie auch verzweifelt. Wer wollte schon an Tagen, an denen 1,3 Millionen geimpft werden, zu einer Zeit, an dem mehr als 35 Prozent des Landes geimpft sind, wer will sich da auf den letzten Metern auf so etwas noch einlassen? Wer wollte nicht mit der Pandemie abschließen, anstatt tiefer darin zu versinken?
Ich denke: Das ist durch. Die große Mehrheit hat diesen Texten und Videos keinen Glauben geschenkt. Sie hat viel kritisiert, etwas für über- oder untertrieben gefunden, Zahlen verschieden interpretiert. Und auch wenn es in den kommenden Monaten und Jahren Informationen geben wird, welche Aspekte der Pandemie differenzierter erscheinen lassen werden: Das Grundsätzliche ist fest. Ein Konsens besteht. Die Mehrheit wird nicht an eine Coronaverschwörung glauben. Die Mehrheit wird sich geimpft haben lassen.
Die Videos sind durch. Die Texte sind durch. Das Triggern ist durch. Dann denke ich: Was, wenn es gar nicht darum geht, mich und andere zu überzeugen? Was, wenn es darum geht, sich selbst zu überzeugen? Jeder Link baut eine Welt weiter, die vor einem Jahr erschaffen wurde. Jedes Youtubevideo ist eine Bestätigung der Energie, Zeit, Gedanken und Wut, die man in diese Gegenwelt investiert hat. Jetzt sind da hunderte Millionen geimpft und schwerwiegende Impfreaktionen die Ausnahme. Jetzt winkt die Mehrheit ab, wenn ich mit Enthüllungen komme, die die Welt der Mehrheit als Lüge überführt. Was, wenn es mit den Links und Videos über die Wahrheiten darum geht, die Gegenwelt am Leben zu belassen? Und was passiert mit diesen Gegenwelten, wenn die anderen die Pandemie längst schon in ihren Fotoalben abgelegt haben?
Ansonsten: Während der Pandemie fällt die Hälfte der Schulstunden im Präsenzunterricht aus. Wegen der Pandemie werden Aufstiege zum Mount Everest untersagt. 2020 erhöht sich die Zahl der Milliardäre um 700 auf 2700 , ihr Vermögen steigt um fünf Billionen Dollar, mehr als hundert Millionen Menschen fallen in absolute Armut und leben von weniger als 1,80$ pro Tag. 2020 steigern die Milliardäre ihr Vermögen um 6 % des BIP der Welt, während das BIP der Welt um 3,3 % einbricht.
14. Mai | Kratzen II

13. Mai | Kratzen

Vor den Träumen das Einschlafen. Ich spüre ein Kratzen im Hals. In der Pandemie ist ein Halskratzen kein einfaches Halskratzen mehr; es ist mögliches Symptom. Ich bleibe liegen und schrecke zugleich hoch. Ich gehe die letzten Tage durch, die Situationen, die Unvorsichtigkeiten, den Kindergarten. Weiß, dass Brüten nichts bringt. Weiß, dass jetzt da dieses Kratzen ist und im Haushalt kein Test vorrätig.
Bleiben die Gedanken. Bleibt das Kopfkino. Die Bilder aus dem letzten Jahr, das angesammelte Wissen. Ich sehe mich auf dem Bauch liegen, wische die Vorstellung wie ein Foto der Smartphonegalerie nach links. Überlege: Sollte ich jetzt lüften? Mit Mundspülung gurgeln? Mir schnellstmöglich dieses Wundermittel von Asthmaspray besorgen, das die Krankheit im Keim erstickt? Schritte unternehmen, die eine größere Virenlast verhindern? Ich google die Öffnungszeiten der Testzentren, morgen ist Feiertag, der Handel geschlossen, was sind meine Optionen? Ich überprüfe mein Kratzen, erstelle mir selbst eine Diagnose, wie ist meine Körpertemperatur, huste ich, niese ich, verspüre ich Schmerzen im Kopf, rieche ich, schmecke ich, sollte ich probeweise Salz von meinem Handrücken lecken?
Es bleibt: das Kratzen. Mit einem Mal sind all die sorgfältigen Überlegungen eines Jahres für die Katz, das Abwägen der Coronamonate auf siebenhundert Seiten, all die Argumente und das Vorantasten in Grauzonen hinfällig. Es geht um mein Kratzen und was daraus erwachsen könnte, wie es mir morgen gehen könnte, wie ich nachts in einer Woche liege, wo in drei Wochen. Alle eventuellen Vorbehalte gegen das Impfen, gegen AstraZeneca, Sputnik V, selbst gegen Sinopharm sind vergessen, jede Risikoabwägung hat sich erledigt. Ich nähme jeden Stich in Kauf, um in Tausch dafür das Kratzen im Entstehen zu stoppen.
Ich denke: Wie wäre es, jetzt, da die Bundesländer beginnen, die Impfpriorität aufzuheben, da ein legal erhaltener Impftermin in Reichweite liegt, wie wäre es, auf diesen letzten Metern abgefangen zu werden? Ich denke an die Angsteinträge und sage mir, das hast du nun davon, wenn du stets nach den höchsten Zahlen und den dramatischsten Szenarien Ausschau hältst. Jetzt hält dich dieser Angstblick wach, lässt dich nicht annehmen: nur ein Halskratzen. Sondern das Schlimmste. Das Drama. Dabei weiß ich: Die Wahrscheinlichkeit, unbeschadet aus allem hervorzugehen, schlägt die Gefahr bei weitem. Aber das Kopfkino arbeitet gegen die Logik, nachts, Regen gegen die Scheiben, ein Hund bellt, die Sterne hinter Wolken. Es ist, als ob alle Worte der Coronamonate mit einem Mal über mich hereinbrechen.
Früher oder später muss ich eingeschlafen sein. Als ich Tage oder Stunden danach traumlos aufwache, ist das Kratzen verschwunden, kann nun wieder die nächsten Worte sorgfältig abwägen.
Ansonsten: Mehrere Bundesländer heben die Impfpriorisierung für Arztpraxen auf. Aufgrund des verkürzten Abstands zur Zweitimpfung steigt die Nachfrage nach AstraZeneca so stark, dass der Impfstoff knapp wird. Die Polizei warnt vor gefälschten Impfpässen. Der Bundesstaat Ohio verlost unter allen Impfwilligen der nächsten fünf Wochen eine Million Dollar. In den USA wird die Impfkampagne für 12-15jährige gestartet. Um sich gegen Geimpfte zu schützen, tragen Maskengegnerinnen Masken. Auf den Seychellen, dem Land mit dem höchsten Anteil an voll geimpften Personen, bricht eine neue Coronawelle aus, weshalb Zweifel am verabreichten Impfstoff von Sinopharm laut werden. Um die in den Ganges geworfenen Coronatoten besser bergen zu können, wird ein Netz durch den Fluss gespannt. Dänemark beginnt mit Exhumierung von den vier Millionen wegen Corona gekeulten Nerzen, um deren Kadaver zu verbrennen.
12. Mai | Venedig

In den letzten Tagen mehrmals vom Impfen geträumt, wirre Geschichten: Für meinen Impftermin muss ich durch die Kanäle Venedigs schwimmen und werde dabei von einem Kamerateam begleitet, das mir Quizfragen stellt. Plötzlich steht das Impfzentrum in Gera und ich muss dort täglich die Impfung auffrischen lassen, weshalb ich beschließe, nach Gera zu ziehen. Der Impfvorgang ist wie eine Abiturprüfung und bei der mündlichen Kontrolle versage ich, weshalb der Impfarzt mir die Impfung verweigert. Als ich zu meiner Hausärztin gehe, die mich angerufen hat, weil eine Dosis übriggeblieben ist, sitzt dort Hans-Georg Maaßen in einem weißen Kittel und hält eine meterhohe Spritze hoch. Schließlich sind alle Menschen auf der Welt vollständig geimpft, nur ich warte noch auf meine Erstimpfung. Als ich sie erhalten solle, sind alle Impfstoffe aufgebraucht und es werden keine mehr produziert, ich bin der letzte Ungeimpfte.
Ansonsten: Impfzentren klagen über aggressive Impfwillige und zahlreiche Versuche, sich eine vorzeitige Impfung zu erschleichen. Laut einer Untersuchung anhand der weltweiten Übersterblichkeit wird die Zahl der weltweiten Coronatoten doppelt so hoch geschätzt. Im Norden Indiens werden mehr als vierzig Coronotote ans Ufer des Ganges gespült; es wird vermutet, dass wegen der überfüllten Krematorien die Hinterbliebenen die Toten ins Wasser warfen. Im letzten Jahr stieg die Zahl der Pflegekräfte an deutschen Krankenhäusern um etwa 20000. Weil ein Mann seine Ex-Frau vorsätzlich mit Corona angesteckt hat, wird er wegen schwerer Körperverletzung verurteilt.
10. Mai | ein Ende (I)

Die letzten Tage habe ich überlegt, wie ich hier am geschicktesten rauskomme. Wie ich zu einem Ende finde, was der Anlass sein wird für den abschließenden Eintrag. Am Wochenende sank in Weimar die Inzidenz unter hundert, es gibt momentan wenig Grund zur Vermutung, dass sie noch einmal deutlich und auf längere Zeit gesehen steigen wird. Sicher, ich könnte schreiben: Die bejubelte Hundert von heute war im letzten November gefürchtet und vor einem Jahr dystopisch. Könnte schreiben: In manchen Altersschichten liegt die Zahl deutlich über hundert. Könnte schreiben: Die Zahl liegt bei hundert, obwohl schon jede dritte geimpft ist, die Zahl erzählt eigentlich etwas ganz anderes, als sie vorgibt zu sein. Ich könnte Mutante schreiben oder Gamechanger oder Herbst.
Aber will ich darüber wirklich noch einen Eintrag verfassen? Schon wieder? Ist die Pandemie nicht gerade bei 25° am Ausklingen? Jede dritte zumindest einmal geimpft, selbst die Warnenden geben dem Drama noch ein paar Wochen, bis das Impfen endgültig die Zahlen unten halten wird. Ein paar Wochen noch der Impfneid, einen halben Sommer lang das Aushandeln von Rechten und Einschränkungen. Sehr bald schon werden die Nichtgeimpften in der Minderheit sein. Ich merke es schon heute im Bekanntenkreis; viele erzählen ihre Impfgeschichte, die Termine für die nächsten Wochen sind gemacht. Was soll ich hier schreiben, wenn ich meine Impfgeschichte erzählt habe? Worauf dann noch warten als dass ich an der Ostsee am Strand liegen werde?
Aber wäre es wirklich soweit, dann kein Wort mehr über die Pandemie zu verlieren? Kein Wort mehr, was nach diesem halben Sommer kommt? Die Wahlen nach der Pandemie? Das für die Herdenimmunität notwendige Überzeugen der Impfskeptiker? Das Impfen der Kinder, der zwangsläufig einsetzenden Diskussionen? Die einsetzenden Insolvenzen? Die verschwundenen Geschäfte und Gaststätten? Die Frage, worauf die Querdenkerinnen dann ihre Wut richten werden? Die Situationen in den Bereichen der Welt, die später als die Industriestaaten genügend Impfstoffe erhielten? Die Beiträge all der Besserwisserinnen, die nach der Pandemie gewusst haben werden, dass man niemals hätte Maßnahmen ergreifen müssen? Die nächsten Essays von Thea Dorn? Die leeren Welten, die die neunzigtausend 90000 Toten auf immer hinterlassen haben? Das Verzeihen, das viele Jahre brauchen wird?
Die Pandemie wird weitergehen, nachdem sie beendet ist. Wann steige ich aus? Wie tröpfeln die Beiträge aus, wird aus täglich wöchentlich monatlich, wird 2023? Wann komme ich mit mir überein, keine Worte mehr finden zu müssen?
Ansonsten: Der Impfstoff von Johnson & Johnson soll nur für Menschen über 60 eingesetzt werden. In Soest klaut ein Mann bei seiner Impfung sechs Spritzen mit Moderna. In Spanien endet der Ausnahmezustand. Flashmob in Brüssel zum Ende der Ausgangssperre. Weiterhin deutlich sinkende Zahlen in Deutschland. Weiter hohe Zahlen in Indien. Die britische Regierung erlaubt wieder Umarmungen und Küsse.
8. Mai | B117 ist das Beste, was uns passieren konnte

… ist ein Text überschrieben. Ich bin irritiert. Wie lässt sich einer Virusmutation mit höherer Ansteckrate etwas Gutes abgewinnen? Mein Interesse ist geweckt. Ich lese. Der Text sagt, dass die starke Verbreitung der Mutante B117 die Verbreitung anderer Mutanten, die zu schwereren Krankheitsverläufen führen und zum Teil immun sind gegen Impfung, verhindert hat. Weil B117 dominiert, gibt es hier selten P1 oder B1351.
Vor einigen Monaten stand in jedem zweiten Eintrag der Coronamonate B117. Die Mutante ist eine Gefahr, so habe ich sie wahrgenommen, in diesem Sinne habe ich formuliert. Der Text von heute sagt: Die Gefahr war – trotz dritter Welle – das kleinere Übel.
Macht das meine Einträge falsch? Möglicherweise. Überflüssig? Eventuell. Wenn ich B117 nie als Gefahr wahrgenommen hätte, hätte sich nichts verändert. Weder für den Verlauf der Pandemie noch für meinen Alltag. Ich hätte diese Information nicht gebraucht.
Ich hätte auch abwarten können. Ich hätte warten können, bis geklärt ist, welche Eigenschaften die Mutante besitzt, wie sie wirkt. Ich hätte warten können, bis ein Text sagt, ich sollte dankbar sein für B117. Ich hätte tausend Worte nicht schreiben müssen, nur den heutigen Eintrag, ich wäre einmal klug gewesen und hätte nicht tausend Mal geraunt.
Ich könnte einen Rückblick schreiben. Ich könnte bis zum Ende der Pandemie warten und mit dem Wissen der Gegenwart die Vergangenheit einordnen und bewerten. Stattdessen bewerte ich mit dem Wissen der Gegenwart die Gegenwart. Dieses Wissen ist unvollständig. Aus diesem Unvollständigen wähle ich selektiv aus. Das Selektive ist der Eintrag für einen Tag. Auch heute. Heute schreibe ich: B117 ist ein großes Glück. Am 16. Dezember 2020 schrieb ich: Britische Behörden informieren über eine Mutation des Sars-CoV-2-Virus. Was ich in einem Jahr schreibe, wird ebenso selektiv sein. Vielleicht werde ich dann schreiben, dass der Eintrag vom 8. Mai 2021 überflüssig und falsch war, dass ich hätte warten müssen.
Ansonsten: Großbritannien stuft die indische Mutante B1617 als »besorgniserregend« ein. Mehr als 30 Millionen Euro Provision soll die Tochter eines früheren CSU-Generalsekretärs für die Vermittlung von Masken an die Regierung erhalten haben, der Stückpreis pro Maske bei bis zu 9.90 Euro. Kuba beginnt Impfungen mit den selbstentwickelten Impfstoffen Abdala und Soberana 2. Mehr als 400000 Neuinfektionen und 4000 Coronatote in Indien, Expertinnen gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.
7. Mai | der Reiher

Am Weimarhallenteich sitzt ein Reiher. Geduldig wartet er. Als er findet, was er sucht, breitet er die Flügel aus, gleitet über das Wasser, senkt den Schnabel, greift einen Goldfisch aus dem Schwarm, fliegt ans Ufer zu den Enten, legt sich den Fisch so zurecht, dass er schlucken kann, schluckt, erhebt sich, lässt sich auf einer Baumkrone nieder, satt jetzt.
Letztens habe ich Texte durchgeschaut, die ich in den vergangenen Monaten geschrieben habe; diese Einträge, die Mindestnähe, ein Hörspiel, eine Kindergeschichte, anderes. Nahezu alles stand in irgendeiner Weise mit Corona in Verbindung, knüpfte an, führte aus, verglich, beschrieb, setzte sich ab. Mit Coronaaugen schaue ich auf die Welt und mit diesen Augen schreibe ich. Das, was sich nicht in Beziehung zur Pandemie, diesem monatelangen Ausnahmezustand setzen lässt, erscheint mir belanglos. Warum sollte ich von den fünfzigtausend Eicheln schreiben, die eine Eiche im Laufe eines Jahres abwirft? Warum vom Wal, der früher am Land lebte? Warum eine zufällige Berührung an einem Unort? Warum vom Kneten von Teig, einer Blüte?
Meine Coronaaugen sehen eine vier und ich denke an die vier Wochen, die jetzt freigegeben werden für die Zweitimpfung von AstraZeneca und muss mir eine Meinung bilden, was für eine risikobehaftete und unsolidarische Aktion. Die Augen sehen ein Meer und sie sehen eine Welle und sehen die Welle in Graphen und fragen, warum die dritte Welle ausklingt und nicht anschwellt, halten Ausschau nach einer vierten Welle. Die Augen sehen auf den Strand vor dem Meer und dort sehen sie die Geimpften, die ohne ihre Kinder in der Sonne liegen und sehen die Kinder in den Schulen, in denen Lüftungsanlagen für die Hälfe des Geldes, das Lufthansa erhielt, installiert sein könnten. Ich sehe im Supermarkt Spargel und habe die »Arbeitsquarantäne« der Erntehelferinnen vor Augen. Ich sehe ein Blumenbeet und denke an die BUGA Erfurt, die gerade, als ich diesen Text schreibe, per Mail meine Lesungen der Pandemie wegen dort absagt.
Ich lese Mithu Sanyal und ich lese von Identitätspolitik und überlege, ob Identitätspolitik automatisch Sozialpolitik ist und meine Gedanken wandern hin nach Köln-Chorweiler, wo in einem sogenannten sozialen Brennpunkt Extradosen verimpft werden. Ich lese Benedict Wells, der von einem Sommer des Erwachsenwerdens schreibt und habe die TikToks der in diesem Sommer Erwachsenwerdenden vor Augen, in denen sie erzählen, wie sie diesen Sommer erwarten, wie ihr vorheriger Sommer war, bedauere, welche Geschichten alle nicht stattfinden werden, welche Momente, welche Nächte. Ich lese Helga Schubert, die über ein Leben in der DDR schreibt und denke an Katharina Witt, Jan Josef Liefers und frage mich, wieso in der DDR Sozialisierte so häufig Position beziehen gegen Maßnahmen und frage mich, ob das wirklich so ist oder ob bei ihnen einfach oft die Zuschreibung »ostdeutsch« geschieht, während bei Marlene Lufen, Juli Zeh oder Thea Dorn niemand »westdeutsch« voranstellt und warum das so ist.
Meine Coronaaugen sind zufrieden. Sie sehen, was sie sehen, sie sehen Corona in allem, was mich umgibt. Selbst den Reiher sortieren sie ein, machen ihn zum Auftakt dieses Eintrags, zum Teil ihrer Pandemiebeobachtung.
Ansonsten: Der leere Impfausweis steigt in die Top10 der Verkaufsränge bei Amazon ein. Mehr als 250 Millionen Impfungen in den USA. Die deutsche Regierung sieht die Freigabe von Impfstoff-Patenten kritisch. Lockerungen für Geimpfte werden rechtskräftig beschlossen. Bis Ende Mai soll das türkische Hotelpersonal geimpft sein. Weil in Neu-Delhi die Krankenwagen knapp sind, werden zum Transport von Covid19-Patientinnen Auto-Rikschas eingesetzt.
6. Mai | aushalten

Die Tage sind eine Phase der Pandemie, in der Geimpfte und Ungeimpfte es zusammen aushalten müssen. Ich wünsche mir, dass nicht jedes Impfselfie mit dem ironischen Hashtag gechippt inklusive Zwinkerimpfemoji kritisch hinterfragt wird und jeder, der aus dem Impfzentrum tritt, sofort verlangt, im Biergarten oder am Meer sitzen zu müssen, weil er sich ansonsten in seinen Grundrechten beschnitten sieht. Es geht darum, den Zustand des anderen auszuhalten. Diese Phase wird nur wenige Monate dauern, die kurze Zeit mit solchen Diskussionen und Hitzewallungen zu verwenden, wäre Vergeudung. Im Sommer werden die meisten, die geimpft sein wollen, geimpft sein.
Außer den Kindern. Das wirft ganz andere Fragen auf, die Antworten darauf sind weniger hell. Eine weitere Frage, die sich nach dem Sommer stellen wird: Was geschieht mit jenen, die sich nicht impfen lassen wollen, die sich gegen den eigenen Schutz und den von anderen entscheiden? Wie weit wird die Solidarität mit jenen reichen sollen, die das ausschlagen? Welchen Zustand wird dann wer aushalten, welche Freiheit? Und wie wird es später mit dem Aushandeln zwischen Gerechtigkeitsempfinden und Notwendigkeit sein, wenn Impfunwillige mit Geld von einer Impfung überzeugt werden sollen.
Ansonsten: Die amerikanische Regierung unterstützt die Aussetzung von Patenten für Coronaimpfstoffe. Weil viele seiner Patentinnen AstraZeneca ausschlagen, bietet ein Hausarzt aus Ostwestfalen die übrigen Impfdosen per Ebay an. 100000 Impfdosen werden in NRW für soziale Brennpunkte reserviert. Mecklenburg-Vorpommern erlaubt vollständigen geimpften Tagestouristen die Einreise, Kinder dürfen sie nicht mitbringen. Ein Transportflugzeug der Bundeswehr fliegt eine Sauerstoff-Produktionsanlage nach Indien. Häusliche Absonderung mit Ausnahme der Wahrnehmung der beruflichen Tätigkeit, eine sogenannte »Arbeitsquarantäne« für tausende Erntehelferinnen auf einem Spargelhof in Kirchhof.
5. Mai | Impf-

Impfstoffsuche Impfstoffentwickler Impfstoff Impfdosis Impfzentrum Impfstelle Impfstart Impfling Impfverordnung Impfpriorität Impfliste Impfausweis Impfstoffmangel Impflogistik Impfstau Impfdrängler Impftourist Impfdesaster Impfgipfel Impfarzt Impfwettbewerb Impfstatistik Impfnewsletter Impfpass Impfreaktion Impfarm Impfschaden Impfstopp Impfstudie Impfreihenfolge Impfneid Impfsolidarität Impfbereitschaft Impfangst Impfskepsis Impfzwang Impfgegner Impfverweigerer Impfapartheit Impfchip Impfliteratur Impfoffensive Impfkampagne Impfluencer Impfsaft Impfe Impfie Impfeuphorie Impfselfie Impfanreiz Impflotterie Impflotteriegewinnerin Impffreiheit Impfturbo Impferfolg Impfende
Ansonsten: Laut einer Umfrage haben 83 Prozent der Deutschen keine Angst vor dem Impfen. 11000 Menschen feiern auf dem Strawberry Music Festival in Wuhan. In Köln-Chorweiler wird geimpft. Die Luca-App wird gehackt. Comirnaty, die Corona-Vakzine Pfizers bringt für das erste Jahresquartal 3,5 Milliarden Euro an Umsatz. Indien.
4. Mai | …
ein Eintrag ohne Corona, ein Tag, an dem Worte leer sind
3. Mai | fühlen und schieben

Ich schreibe darüber, dass ich optimistisch bin, schreibe, dass ich wenig Neid verspüre. Damit schreibe ich über mein Fühlen. Es ist da, es ist unmittelbar. Dabei blende ich bereitwillig und notwendigerweise aus, wie komplex und widersprüchlich die Themen sind, zu denen ich fühle, dass ich, wenn ich mich ehrlich befragen und mich länger beschäftigen würde, nicht nur übers Fühlen schreiben dürfte.
Wenn ich jeden Tag zufrieden den seit Tagen sinkenden Weimarer Inzidenzwert verfolge, dann ist das mein Fühlen. Dabei weiß ich, dass der Grenzwert 165 eine willkürliche, wissenschaftlich nicht begründbare Zahl ist, so viel höher als die Zahlen vor einem Jahr, dass das Schielen auf die 165 nicht die Ursachen der Situation in Angriff nimmt, sondern Kompromiss ist, Kosmetik im Grunde. Dennoch richte ich mein Fühlen an der 165 aus, mein Wohlbefinden.
Wenn ich von meinem Optimismus angesichts der nicht eingetroffenen Maximalszenarien schreibe, blende ich aus, dass die Zahlen Anfang Mai dennoch so und so viel höher sind als vor zwei Monaten. Ich blende die Zahlen bei den Kindern aus. Wenn ich schreibe, dass ich nur wenig Neid auf die Geimpften verspüre, auf die geplanten Lockerungen für sie, dann ist das so. Ich blende die Fragen danach aus, wie es sein wird, wenn die unfreiwillig noch Ungeimpften in den dann für die Schongeimpften wieder geöffneten Gaststätten und Kinos arbeiten dürfen. Ich blende aus, wie relevant Fragen nach Lockerungen sind, während zugleich die Intensivstationen gelegt sind. Blende die Antwort auf die Frage aus, wie es mit der Solidarität gehandhabt werden wird, wenn viele geimpft sind außer den Kindern, wer sich dann zurückhält, ob dann die Luftfilter in Schulen installiert sein werden oder ob man die zwangsläufigen Infektionen in Kauf nehmen wird.
Blende all die bekannten Versäumnisse von Planung, Durchführung, Kommunikation, Willen aus, all die Ungerechtigkeiten. Ich blende die Fragen aus, wer sich in der Pandemie wie einschränken musste und wie gleich diese Einschränkungen verteilt waren. Wer sich einer Gefahr aussetzen musste und wer das Privileg hatte, diese weitesgehend zu vermeiden. Ich blende die Fragen danach aus, wer wie nicht arbeiten und kein Geld verdienen konnte und welche Kosten wie gewohnt weiterliefen, weshalb die Diskussion über Mieter und Vermieter eine der leisen war.
Ich tue das, weil mein Fühlen ansonsten zuallererst ein Grummeln und Wüten wäre. Draußen scheint die Sonne, der 15. Monat der Coronamonate hat begonnen, ich möchte glauben, dass es bald geschafft ist. Auf diesen letzten angenommen Kilometern möchte das Gefühl nicht differenzieren. Es weiß um das Komplexe, kennt die Ungerechtigkeiten und schiebt sie dahin, wo sie den Optimismus nicht stören können.
Ansonsten: Intensivmedizinerinnen ziehen eine erste positive Bilanz der Notbremse, »tausende Leben wurden gerettet«. In den letzten Wochen wurde in Deutschland hochgerechnet auf hundert Einwohnerinnen mehr geimpft als in den USA und Großbritannien. Das Oktoberfest wird abgesagt. Lockerungen in Tschechien und Frankreich. Über vierzig Länder schicken Hilfslieferungen nach Indien. Auf einem Spargelhof in Niedersachsen werden 87 Neuinfektionen festgestellt. Reden übers Reden.
2. Mai | Vorrang

Nachdem der Impfgipfel andeutete, dass ab Juni die Impfpriorität fallen soll, wird vorgeschlagen, wer bis dahin bevorzugt geimpft werden sollte: Industriearbeiterinnen, Studentinnen, Eltern, Suchtkranke, Bewohnerinnen in sozialen Brennpunkten, jene, die viele Kontakte haben. Die Gründe dafür sind moralisch und logisch; es geht um Entlastung, um ein Unterbinden von Verbreitungswegen.
Und weil in der Pandemie nicht alle Gefühle heilig sind, frage ich mich, ob ich neidisch bin. Neidisch auf die schon Geimpften, die keiner Risikogruppe angehören und durch verschiedene Umstände einen Termin erhielten. Ich kann ehrlich schreiben, dass Neid nicht das vorrangige Gefühl dabei ist. Ebenfalls kein Neid bei den Vorschlägen zu möglichen bevorzugt Geimpften. Vielleicht ein Ungerechtigkeitsgefühl, wenn es die Industriearbeiter werden sollten. Ansonsten eher die Frage, wofür ich bin: für ein sofortiges Aufheben von Beschränkungen, was weniger bürokratischen Aufwand bedeuten und die Impfungen zusätzlich beschleunigen würde, dafür aber jene bevorzugen würde, die über Kontakte verfügen und Ressourcen haben, täglich dreißig Arztpraxen abzutelefonieren. Welche Kategorie sollte in dieser Pandemiephase gelten? Effizienz? Gerechtigkeit?
1. Mai | weiße Rosen

Um gegen die Ermittlung gegen den Weimarer Richter zu protestieren, der vor wenigen Wochen die Maskenpflicht für zwei Kinder aufhob, rufen Querdenkerinnen zu einer Demonstration vor dem Weimarer Amtsgericht auf. Sie wollen weiße Rosen niederlegen, in Erinnerung an die Widerstandsgruppe der Weißen Rose. Die Demonstration wird untersagt, sie findet dennoch statt.
Das Gebäude des Weimarer Amtsgerichts ist auch Drehort des Weimarer Tatorts, das fiktive Polizeipräsidium befindet sich darin. Einer der Weimarer Kommissare nahm teil an allesdichtmachen, zwei Kommissarinnen sprachen sich dagegen aus. Das Weimarer Amtsgericht befindet sich an der Ecke zur Thälmannstraße, die benannt ist nach Ernst Thälmann, der im KZ Buchenwald ermordet wurde. Die Thälmannstraße geht über in die Ettersburger Straße, die den Ettersberg hinaufführt zum KZ Buchenwald.
Die Querdenkerinnen legen vor dem Amtsgericht Weimar an der Ecke Thälmannstraße weiße Rosen nieder in Erinnerung an die Widerstandsgruppe der Weißen Rose. Eine Querstraße vom Amtsgericht entfernt befindet sich der Buchenwaldplatz, wo auf großformatigen Fotos den Überlebenden Buchenwalds gedacht wird. Unter diese Fotos legen die Querdenkerinnen ihre weiße Rosen, entzünden Grabkerzen und hüllen das Grundgesetz in Trauerflor. Später ziehen die Querdenkerinnen zum Hermann-Brill-Platz, der benannt ist nach einem SPD-Politiker, der 1943 im KZ Buchenwald inhaftiert war.
Die Vereinnahmung der Weißen Rose durch die Querdenker und die damit einhergehende Umdeutung des Antifaschismus ist keine neue Sache. Hier, an diesen Orten, den Straßen und Plätzen, unter den Fotos wirkt sie besonders skrupellos. Natürlich, sollte ich ergänzen, weil dieses In-Bezug-Setzen so offensichtlich unsäglich ist. Aber so ein natürlich definiert sich in diesen Tagen anders. Da irren die Querdenkerinnen mit ihren Weiße-Rosen-Sträußen, die sie zuvor bei Blume 2000 in der Wielandstraße gekauft haben, über die Thälmannstraße, ein albernes Bild, schaurig zugleich.
Ihre Vereinnahmung von Orten, an denen ich fast täglich bin, stößt mich ab. Meine Hausfassaden, Ampelkreuzungen, Parks und Plätze werden zur Tapete ihrer Gedanken. Ihr Hochhalten der Smartphones, ihr Abfilmen ihres Raunens, das permanente Einspeisen ihres Rosenzugs in ihre Streams, ihre über Telegram verbreiteten Erzählungen, Hashtag weimarwirkommen, ihre Gruppenfotos vor den Absperrungen, die sie sich später bei Grillfesten zeigen werden, die einmal Erinnerung werden an ihr mutiges 2021, passieren dort, wo ich bin. Sie passieren mir.
Ich merke, wie ich die mir Entgegenkommende scanne, sie zuordnen will, merke, wie ich nach äußerlichen Merkmalen suche, die mir bei der Sortierung helfen. Ich merke, wie ich Ausschau halte nach einem »alternativem« Kleidungsstil, Batik, irgendwas mit bunter Wolle, dicke Schals. Ich halte Ausschau nach Outdoorjacken von Jack Wolfskin. In Weimar sind oft Demonstrationen. Die Demonstrantinnen sind leicht zu erkennen. Hier ist es anders. Die meisten Demonstrantinnen verschwinden im Alltäglichen. Verlassen kann ich mir nur auf ein sicheres äußeres Merkmal: Wer Maske trägt, legt keine weiße Rose nieder.
Am Bahnhof ein Tanz. Auf einen Fahrradanhänger für Kinder ist eine große Box gepackt, aus der eine Kinderliedmelodie dringt, »Alle Vögel sind schon da« umgedichtet in etwas wie »Alle hier sind schon geimpft«, eine Adaption, die das gleiche Stilmittel wie allesdichtmachen benutzt, die vermeintliche Ironie. Männer und Frauen in Outdoorjacken und dicken Schals bilden einen Kreis, tanzen, beklatschen sich beim Tanzen, suchen in den Gesichtern der Vorbeigehenden nach Zustimmung für ihr Tanzen. Eine infantile Szene, auch ein Karneval und wirkt kein bisschen aggressiv, fast harmlos, fast deeskalierend.
Jemand muss den Querdenkerinnen gesagt haben, dass sich einmal den Buchenwaldplatz runter eine Grundschule befindet. Sie eilen dahin, legen auf die Treppenstufen ihre weißen Rosen ab, stellen dort ihre Kerzen auf. Das ist der Anlass: Kinder mit Masken in Schulen. Es kommt zu Wortgefechten. Vorbeikommende rufen: »Ihr macht Euren Müll aber auch wieder weg. Den brauchen wir hier nicht.« »Das ist kein Müll, das ist schön«, rufen die Querdenkerinnen zurück. Die, die für die weißen Rosen das Wort ergreifen, sind im Zurückrufen noch nicht geübt. Sie sind es nicht gewohnt, ihre Stimme zu erheben. Ansonsten meiden sie Aggressivität. Hier saugen sie sie ein. Hier sammeln sie Worte, Bilder, Momente.
Als die meisten Querdenkerinnen schon wieder Richtung Süddeutschland unterwegs sind, räumen Anwohnerinnen die Rosen und Kerzen von der Schultreppe. Die Polizei schützt die Räumenden und hält die restlichen Querdenkerinnen zurück, die ihre Protestutensilien aus den Müllsäcken fischen wollen. Anschließend kommt die Stadtreinigung und entsorgt den Rest des Aufgestellten und vielleicht, wenn ich morgen an diesen Orten, Plätzen und Schulen vorbeilaufe, ist es, als wäre nichts gewesen. Das Gegenteil ist der Fall.
Ansonsten: Erstmals mehr als eine Million tägliche Impfungen in Deutschland. Australien erlässt Freiheitsstrafen für Heimkehrer aus Hochrisikogebieten. Diskussionen darüber, welcher Art die Lockerungen für Geimpfte sein sollen. Über 200 Verfahren gegen die Bundesnotbremse beim Verfassungsgericht. In Kalifornien wird nach 13 Monaten Disneyland wieder geöffnet. 3000 Menschen nehmen an einem Pilotprojekt der britischen Regierung teil, einem Megarave in Liverpool. Nach der Wiedereröffnung der britischen Pubs wird dort das Bier knapp. In Deutschland ist jeder tausendste an Corona gestorben. Mehr als 400000 Neuinfektionen in Indien. Weltweit 150 Millionen bestätigte Coronainfektionen, 3,1 Millionen Coronatote.
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