Lieder 2022. Lauter Gründe dafür.

Black Country, New Road – Snow Globes

Snow globes don’t shake on their own

Kae Tempest – Salt Coast

Trying to get away from the mistakes you’ve made before

Die Nerven – Europa

Und ich dachte irgendwie in Europa stirbt man nie

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Alben 2022. Diese schwierige Dekade.

Black Country, New Road – Ants From Up There

Das Debüt hatte mich damals (2021) bis ins Mark begeistert. Ein knappes Jahr später der Nachfolger, in der Woche der Veröffentlichung verlässt Sänger Isaac Wood, der mit Text und Vortrag so maßgeblich für BCNR ist, die Band. Und dann ist »Ants From Up There« nicht besser als »For The First Time«, es ist auf andere Weise genauso gut und mit »gut« meine ich außergewöhnlich und mit »außergewöhnlich« ein eigenes Universum, in dem jeder Ton zigfach gespiegelt und transzendiert wird und Wellen schlägt, die ganze Kontinente musikalischer Genres zum Einsturz bringt. So viele Inseln, outstanding, kurz vor dem Ende »Snow Globes«, ein kostbarstes Stück Musik, die Wiederholung, das Anschwellen, die Erlösung, der Text, der vielleicht einfach gemeint sein könnte und so viele Ebene trägt. Entweder explodieren Black Country, New Road weiterhin in den nächsten Jahren oder »Ants From Up There« war die Implosion. Jedenfalls ohne Wenn und Aber meine Band dieser schwierigen Dekade.

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Alben 2021. Die guten Momente dieses Winters.

Black Country, New Road – For the First Time

Ungewohnt, wenn nach wenigen Wochen im Jahr schon das Album feststeht, welches mich das Jahr über begleiten wird. Eine Mischung aus allem, was mich an Musik begeistert, ein unfassbares Zusammenspiel so unterschiedlicher Elemente, so viel wunderbare Dissonanz, so viel Kraft, so viel Musikalität, so, als würde die Band seit Dekaden zusammenspielen und doch erst in dieser Minute das unberechenbare Neue schaffen. Was für eine Reise. Wenn ich nur ein Konzert frei hätte für den Rest meines Lebens, es wäre diese Band. Im Zentrum das irre, wahnwitzige Sunglasses, zehn Minuten Spoken Word, für die Jonathan Franzen drei Romanzyklen braucht.

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Alben 2019. Beurteile eine Platte anhand ihres Covers.

Ilgen-Nur – Power Nap

Offensichtlich ist Tag. Licht fällt in ein Zimmer, in dem nur ein Bett zu stehen scheint. Nahe des Kissens sitzt eine Frau. Skeptisch schaut sie den Betrachter an. Sie weiß, die Musik, die sie spielt, gab es vor fünfundzwanzig Jahren schon. Ändert das irgendetwas an der Brillanz?

Anorak – Sleep Well

Eine Straßenbahnfahrt. Unbequeme Holzsitze, ein Brummelkreisel liegt auf einem Sitz. Eine Frau greift in ihre Tasche, eine andere hört Musik. Jede ist auf ihre Weise allein. Nur dem stehenden Mann in den kurzen Hosen ist ein lachendes Gesicht ins Gesicht gemalt. Er weiß, eine Endstation wird es für Gitarren niemals geben.

Josin – In The Blank Space

In der Mitte der Lippen ein A, in der Mitte der Stirn ebenfalls. Ansonsten weiß, so viel weiß, dass die schwarzen Haare das Gesicht der Frau zu rahmen scheinen. Ihr Blick wandert aus dem Bild hinaus in eine unbekannte und deshalb bessere Ferne. Sie weiß, Soundscapes sind nicht das Gegenteil von Hingabe. Weiterlesen

Alben 2018. Jede Menge Unendlichkeiten.

Snail Mail – Lush

Internet gibt nur absolut unzureichend das strahlende Rot des Covers wieder, das schleichende Blau als Kontrast. Ebenso unvollständig Worte die Musik von Lindsey Jordan. Eine Operation am offenen Herzen vielleicht, alles liegt vor einem, lauter Details, jeder Schnitt ein Zauber.

Die Nerven – Fake

Die flammenrote Artefakte eines schlecht komprimierten Fotos fragen: Wie kann man wütend sein, ohne zum Wutbürger zu werden? Oder geht es gar nicht darum, Antworten zu liefern, sondern Fragen in Form von musikalischer Entäußerung zu stellen? Sträuben als Kraftakt.

Tocotronic – Die Unendlichkeit

Leuchtet im Dunkel. Funktioniert als Metapher für diese Rockoper über das Aufwachsen in der Provinz. Und wortwörtlich, wenn man das Plattencover nur lang genau mit Licht bestrahlt.

The Screenshots – Ein starkes Team / Übergriff

Indierock wie ein guter alter 140-Zeichen-Tweet.
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