
The Sweet Release of Death – The Sweet Release of Death
Ich finde ja, dass Gitarren genau so klingen müssen: verwaschen, verhallt, tausend Töne in einem, vermischt mit Wolken und Erde, ein Flirten mit dem weißen Rauschen, ein Flirren im Nichts, ein irritierendes Schweben über dem Abgrund, bereit, jeder Zeit abstürzen zu können und doch getragen von dem Willen, so etwas wie Ordnung anzustreben und sei es durch die Andeutung einer Melodie. Kein Riff, keine Pose, kein Mackertum, kein Gegnidel, kein Solo, sondern eine ewige Flut von brodeln, wispern, wüten. Bass, Schlagzeug und auch Gesang ordnen sich diesem Fließen bedingungslos unter. Das ist dann der Limbus, in dem ich gefangen sein will für den Rest aller Tage.
Kate Tempest – Let Them Eat Chaos
Horst Seehofer würde diese Platte lieben. Er mag ja keine ausdruckslose Lyrik mehr hören wollen. Dann also Kate Tempest. Wenn die Welt in Flammen steht, braucht es diesen Ausdruck von Poesie, Alltag, Wut, Cockney. Gern mit absoluter Mehrheit. The kids are alright, but the kids will get older.
Radiohead – A Moon Shaped Pool
Musik, die Türen öffnet, hinter denen Türen warten hinter denen Türen warten hinter denen Türen warten hinter denen Türen warten haben Radiohead immer schon gemacht. Aber hier. »Daydreaming« wie das rätselhafte Schlussbild von »Barton Fink«, »True Love Waits« endlich auf Platte und »Glass Eyes« der melancholischste James-Joyce-Roman, den John Irving nie geschrieben hat.
Savages – Adore Life
Das hat es in diesem Jahr gebraucht: Zornig, angepisst und außer sich die Faust zu ballen. Und dann Ja zum Leben zu sagen.
David Bowie – Blackstar
Leben, Tod & Jazz.
Julien Baker – Sprained Ankle
Eine Stimme wie ein ewiger Flageolettton, so fragil wie das erste Eis des Winters und dennoch eine Supernova.
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