In „The Wire“ versucht eine Spezialeinheit der Polizei Drogendealer zu überführen. Warum die Fernsehserie aber weitaus vielschichtiger ist, erklärt Daniel Eschkötter in seinem Buch „The Wire“. Ein Gespräch über Schimpfwortexzesse, die Mythen einer Stadt und eine Serie ohne Hauptdarsteller.
Was unterscheidet „The Wire“ von anderen Krimiserien?
Daniel Eschkötter: Der Akzent, der in Copserien üblicherweise auf den Polizisten liegt, verschiebt sich schon in der ersten Folge. Es wird schnell klar, dass das Interesse nicht dem Lösen von Fällen gilt, sondern der Arbeit an ihnen. Dabei wird die Gegenseite nicht als Verbrecher behandelt, sondern als gleichwertige Protagonisten. So wird eine Landkarte des Sozialen einer amerikanischen Großstadt erstellt.
„The Wire“ ist sehr langsam erzählt. Was ergeben sich daraus für Möglichkeiten?
Während es in einem klassischen Police Procedural pro Folge einen Fall gibt, findet bei „The Wire“ eine Verschleppung von Fällen statt. Die Chance besteht darin, dabei unglaublich viel mit zu erzählen. Also den großen Zusammenhang des Sozialen und die kleinen Alltagsgeschichten. Man könnte „The Wire“ auch als einen einzigen Fall sehen, gewissermaßen als Downfall einer amerikanischen Großstadt. Dabei haben die Figuren durchaus die Funktion, verschiedene Schichten des Sozialen, der ethnischen Ausdifferenzierung, der Unterschiede zwischen Arm und Reich erzählbar zu machen.