Das Problem sind nicht die RassistInnen.
Das Problem sind nicht die Klimaskeptiker, nicht die Xenophoben, nicht die Homophoben, die NationalistInnen, die Tea Partyler, die militanten AbtreibungsgegnerInnen, die KreatonistInnen, die NeofaschistInnen, nicht die Politisch Unkorrekten, nicht die FrauenhasserInnen, nicht die Reaktionäre.
Das Problem sind nicht die, die Trump wegen seiner Ansichten gewählt haben.
Das Problem sind die, die ihn trotz seiner Ansichten gewählt haben.
Das Problem sind die 120 Millionen AmerikanerInnen, die trotz der Informationen, die sie über Trump hatten, lieber Kaffee gekocht, eine Folge »The Walking Dead« geschaut, einen Kommentar auf Reddit gepostet haben, als am 9. November 2016 ihre Stimme gegen Trump einzusetzen.
Das Problem sind die, die trotz Trumps Kandidatur nicht gewählt haben.
Das Problem ist die duldende Mehrheit. Weiterlesen →
»Und wir – ich auch – müssen unsere Fehler erkennen. Dringend. Wir, die publizistisch und aktivistisch gegen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus gekämpft haben, hier in Europa. Wir müssen unsere Fehler in den kommenden Wochen, Monaten, Jahren analysieren und daraus Konsequenzen ziehen. Wo haben wir gehofft, statt zu erkennen? Wo haben wir ignoriert, statt hinzusehen? Wo haben wir geschwiegen und geduldet, statt zu sprechen und zu handeln? Wo lagen wir schlicht und ergreifend falsch? Denn wir haben es hier in Deutschland, in Europa mit denselben Leuten, denselben Gefühlen zu tun wie in den USA. Wir haben oft dieselben Instrumente und Ansätze für politische Bildung, inhaltliche Überzeugung, moralische Grenzsetzung benutzt, die offensichtlich nicht funktionieren. Die Wahl von Trump ist damit das Ende unserer Gewissheit, wir wüssten, wie die dunkle, wütende, hassende Seite in uns allen zu besiegen sei.«
»Diesbezüglich ist die Wahl von Trump auch als Rache am korrupten Neoliberalismus zu lesen, die gleichzeitig den Verlust linker Werte spiegelt: Die Wähler der weißen Mittelschicht verweigern ihren schwarzen und muslimischen Nachbarn die Solidarität und ermöglichen damit letztlich eine Institutionalisierung und Normalisierung jetzt bereits rassistischer Strukturen, die bereits vor der Wahl jede Menge Todesopfer forderten. Das taten sie für die scheinbare Sicherheit von Industriejobs und sie nehmen dafür Trumps Normalisierung von Rassismus in Kauf, der sich jetzt bereits in Gewalt an Schwarzen und Homosexuellen äußert.«
»Blacks riot, Muslims set bombs, gays spread AIDS, Mexican cartels behead children, atheists tear down Christmas trees. Meanwhile, those liberal Lena Dunhams in their $5,000-a-month apartments sip wine and say, „But those white Christians are the real problem!“ Terror victims scream in the street next to their own severed limbs, and the response from the elites is to cry about how men should be allowed to use women’s restrooms and how it’s cruel to keep chickens in cages.« Weiterlesen →
Seit 2000 schaue ich die amerikanische Wahlkampfnächte. Über die Jahre hinweg hat sich eine gewisse Routine entwickelt. Die Öffentlich-Rechtlichen zunehmend seltener, CNN, dazu immer wieder in Fox News reinzappen, später das Internet, Blogs, soziale Medien, Twitter, Posten, über Links stolpern, andere Infos, Ansichten, ein fernes Rauschen eben.
In diesem Jahr kam ich den irrsinnigen Ereignissen dieser Nacht immer dann am nächsten, wenn ich den Livestream von Jan Böhmermann verfolgte.
Der setzte sich mit seinem Team in ein Wohnzimmer, schaute die Wahl und kommentierte. Anfangs alle Stimmen durcheinander, einige aus dem Team ergriffen – natürlich ironisch – Partei für Trump. Über allen Scherzen und Verweisen lag die beruhigende Gewissheit, dass Hillary Clinton gewinnen würde. Ein Stream wie der Griff Jimmy Fallons in Trumps Haar.
Eine amerikanische Wahl ist nicht einfach zu verstehen. Welcher Staat wann wählt, welcher Kandidat welchen Staat gewinnen muss, wann wie viele Stimme wo ausgezählt sind – verwirrend viele Zahlen schwirren auf den Bildschirmen. Eine Interpretation fällt oft schwer. Nur weil Clinton drei Uhr nachts MEZ zwanzig Wahlmänner mehr als Trump hat, bedeutet das nicht, dass es gut für sie läuft. Weiterlesen →
Geht aber auch so. Die Inaugurationsreden von George W. Bush und Barack Obama im Vergleich –> Schlagwortwolken
Musik. Zum einen Hannah Georgas und da besonders All I need –> Link
Zum anderen Thursday, deren Full Collapse in meinen AlleZeitenListen weit vorn steht, mit neuem Album und live gespieltem Lied –> Friends In The Armed Forces
Das ist der Moment, in dem Hollywoodfilme enden. Der unmögliche Held hat sein unmögliches Ziel geschafft.
3:35 habe ich gestern aufgehört zu schreiben. Dabei, und das wurde mir erst drei Stunden später bewusst, kam das eigentlich Wichtige danach. Davor hauptsächlich Zahlen, danach Gefühle. Und erstaunlicherweise widersprüchliche.
Zum einen McCains Abschiedsrede. Durchaus souveräner als angenommen (was ein Memo in einem Gedächtnis hervorholt, dass aus einer Zeit stammt, als McCain zum Präsidentschaftskandidaten gekürt wurde; damals gedacht, dass er von allen potentiellen und tatsächlichen republikanischen Präsidenten der letzten 30(?) Jahre möglicherweise die am wenigsten tragische Wahl gewesen wäre (Anmerkung1: Bob Dole, Anmerkung2: was nichts über das System, welches hinter dem Kandidaten steht, aussagt)). Was auffällt: Sobald der Name Obama fällt, buht das Publikum, so dass McCain energisch die Hände zu einer Beschwichtungsgeste heben muss. Die Saat ernten, nennt man das wohl. Palin an seiner Seite schweigt und spielt keine Rolle.
Obamas Rede eine Stunde später dann. Wie würde ich sie beurteilen, wenn McCain zu so etwas die Möglichkeit gehabt hätte? Hätte ich von einer „hollywoodreifen Inszenierung“ geschrieben, von vollkommen neben sich stehenden, zu keiner rationellen Entscheidung mehr fähigen Jüngern, die kritiklos zehntausende von amerikanischen Fähnchen schwenken, von der ungelenken Präsentation sämtlicher Familienangehörer des designierten Präsidenten und seines Vizes?
3:35 Sat1: Zum Schluss die beiden Männer in den identischen Regenmäntel. Bis zum Oscar dann.
3:31 FOX: selbst .com sieht Obama vorn. Noch immer werden nicht die Wahlmannstimmen eingeblendet, sondern nur die absoluten(???) zahlen. Und da ist Obama mit 0,? Prozent vorn. das reicht mir. Langsam ausklingen lassen den abend und dann morgen in einer welt ohne feindbild erwachen.
3:31 RTL: Sieht den Gänsehautmoment. Wenn Obama vor die 5 Mrd Menschen treten, die sich mittlerweile in Chicago versammelt haben.
3:24 ARD: Der Stein, der die Mauer zum Einsturz bringt, sagt Jörg Schönenborn, ist Ohio. Und Ohio geht an Obama. Überlege, ihm zu glauben und nicht weiter hinaus ins Nichts zu tippen.
3:17 so: Mal sehen, wer in diesen sauregurkenminuten als erste mal wieder das amerikanische wahlsystem erklären wird.
3:07 ARD: vermeldet 175:76
3:02 ZDF: Texas offen. Jetzt 175 zu 40 gegen McC.
3:01 ZDF. Dem Moderatoren gehen die Superlative aus, wie überraschend die TcTc-Staaten für die Roten sind.
Nach drei Tagen bestellte ich John und Barack zu mir.
„Jungs, ich habe eine Entscheidung getroffen.“
Die beiden sahen mich gespannt an.
„Es ist das Beste für alle, wenn George Bush in seine dritte Amtszeit geht.“
Ich sagte ihnen: Für die Demokraten ist es das Beste, weil sie dann weiter eine Ausrede hätten, politisch so wenig verändern zu können. Für die europäischen Regierungen ist es das Beste, weil ihre Politik gegenüber der Politik des amerikanischen Präsidenten geradezu weise und menschlich wirke. Für die Terroristen ist es das Beste, weil nur George Bushs Politik ihren Organisationen weiter Zulauf beschert. Für die Bürgerrechtler ist es das Beste, weil sie sonst nichts mehr zu tun haben. Für die amerikanischen Rockmusiker ist es das Beste, weil sie sonst nicht mehr wissen, wogegen sie singen sollen
„Die ganze Welt lebt davon, dass George Bush Präsident ist. Das ist wie ein Messer im Oberschenkel, das man nicht rausziehen darf, weil man sonst verblutet.“
Einer meiner größten WTF-Momente in den letzten Jahren waren die ersten Minuten von Michael Moores „Fahrenheit 9/11“. Nicht des Filmes waren (eher überhaupt nicht so), sondern weil dort Archivmaterial von 2000 gezeigt wird. Konfetti auf den jubelnden Al Gore, ein Off-Sprecher, der vom neuen amerikanischen Präsidenten spricht. Das war, vier Jahre und mit dem gesamten Wissen darum, was geschah, wie ein Blick zurück in eine andere Welt. Meine erste Parallelwelterfahrung quasi. Nicht dass Al Gore der weiße Ritter gewesen wäre, als der er heute gilt. Da schlag ich mich lieber auf die Seite von „South Park“ und werfe das Wort „ManBearPig “ in den Raum. Wie auch immer. Die Welt und so pathetisch das klingen mag, wäre eine andere geworden und es wäre wahrscheinlich, dass sie ein kleines bisschen mehr Zuversicht geben würde.
Kam aber anders, auch 2004 und wird 2008 durchaus wieder geschehen können. Wieder gibt es einen Ritter und wieder gibt es das personifizierte Evil. Weil John McCain irgendwie zu alt ist und zu lange in Kriegsgefangenschaft war und auch relativ wenig mit der heutigen 2.0 Gesellschaft zu tun hat, ist Sarah Palin Bush 2.0. Jedenfalls man sich so durchs Netz liest. Oder auch in gedruckt. Allerdings unternimmt sie keinerlei Versuche, irgendetwas anderes abzugeben als eine Art modifizierte Version von Bree Van De Kamp aus den „Desperate Housewives“ darstellen. Alle wichtigen Reizwörter, die aus schon dem Reflex heraus eine Meinungsbildung verursachen – NRA, Abtreibung, Kreatonismus, der Wille Gottes in allen Varianten – besetzt sie mit den konservativsten aller Positionen. Was wahlkampftaktisch durchaus Sinn macht.