
17. Januar
Gespräche über den Aufmarsch der russischen Armee an der ukrainischen Grenze. Keiner erwartet einen Angriff oder ähnliches. Aber die hunderttausend Soldaten stehen dennoch dort, wozu, wenn nicht?
24. Januar
Ein Marinegeneral, der erklärt, dass Russland die Ukraine nicht angreifen werde und man Putin Respekt erweisen solle, tritt ab. Dabei spricht er mit seiner Aussage die offizielle Sprache; die Ukraine nicht zu unterstützen.
9. Februar
Putins Yacht, die seit September in einer Hamburger Werft überholt wurde, hat, so wird es geschrieben, überstürzt den Hafen verlassen und soll Kurs auf Kaliningrad genommen haben. Ein Hinweis?
12. Februar
Die Diskussion über einen möglichen Angriff Russlands auf die Ukraine ähnelt nun der Diskussion über Coronamaßnahmen, was Intensität der Diskussion angeht, auch Absolutheit der Meinungen. Die Krise in Osteuropa erhält einen eigenen Newsticker, so, wie es ihn für die Pandemie seit zwei Jahren gibt.
15. Februar
Die USA kündigte an, dass Putin gestern habe angreifen wollen. Er greift nicht an. Eine selbstzerstörende Prognose?
19. Februar
Weiterhin unwirklich, am Vorabend eines Krieges zu sein: Menschen werden evakuiert, Botschaften verlegt, Fluglinien setzen Flüge aus, Gefechte »flammen auf«. In der Summe eine eindeutige Dynamik, die Hoffnung, ein Irrtum.
22. Februar
Putin lässt seine Soldaten in die Ostukraine einmarschieren, wie eine vulgäre Tat aus einem anderen Jahrhundert. Und doch geschieht es. Niedergeschlagenheit, weil der Krieg unabwendbar schien und scheint. Die Puzzlestücke aus den letzten Monaten fallen zusammen. Dennoch fällt es schwer, das Unvermeidliche auszusprechen, das Schlimmste anzunehmen, weil es unvorstellbar scheint, Krieg in der Ukraine. Livegetickerter Determinismus, das Wegrutschen der Gegenwart in Echtzeit, die eigene Ohnmacht alle fünf Sekunden aktualisiert. Nun die Soldaten, die beschossenen Kraftwerke, ukrainische Mütter, die ihren Kindern Zettel auf die Kleidung heften, auf denen die Blutgruppe geschrieben steht.
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